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"Trafiknet" ist nicht der Renner

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Rund 800 Trafikanten in Österreich haben sich bis jetzt entschieden, sich dem Online-Forum "Trafiknet" anzuschließen. Der seit Anfang des Jahres bestehende Internet-Zugang sollte den Trafikanten neue Geschäftsfelder eröffnen, doch manch einem Tabakverschleißer treibt schon der bloße Name die Schweißperlen auf die Stirn. Einen Trafikbetreiber hat die "Wiener Zeitung" über seine Erfahrungen befragt.


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Wer in Österreich eine Trafik führen darf, wird von der Monopolverwaltung (MV) bestimmt. Auch was in den kleinen Fachgeschäften verkauft werden darf, ist von der MV abhängig. Im vergangenen Jahr wurden die kleinen Geschäftslokale ausschließlich an Behinderte vergeben. Darüber freut sich MV-Geschäftsführer Josef Podlesnig. Er will den Anteil der Vorzugberechtigten weiter steigern. In den letzten zehn Jahren stieg er von 25 auf 36%. "Innerhalb der letzten fünf Jahre, seit es die Monopolverwaltung gibt, konnte 428 Behinderten eine Existenzgrundlage geboten werden." Die Privatisierung der Austria Tabak habe auf die Rechtslage der Trafiken, die 1996 mit dem Tabakmonopolgesetz festgeschrieben wurde, keinen Einfluss.

Beim Pressegespräch verwies der Geschäftsführer darauf, dass die Trafiken nun als Verkaufstellen von Kino-, Theater- und Konzertkarten fungieren sollen. Auch die Vorteilscard der ÖBB oder Behördenfomulare sollen über die Nahversorger erhältlich sein. Mit dem Sanktus der MV wurde das "Trafiknet" von einem Kammermitglied gegründet. 800 Trafikanten sind laut Podlesnig schon vernetzt, 600 davon in Wien. Ab Herbst soll noch die Sportwetten für zusätzliche Einnahmen sorgen.

Herr K. ist seit zwei Jahren Besitzer einer Trafik in Wien. Auch er hat sich dem "Trafiknet" angeschlossen, doch mittlerweile bereut er diesen Schritt schon, denn das Internet-Portal ist alles andere als ein Renner: "Es funktioniert überhaupt nicht, da sich keiner meiner Kunden für das Angebot interessiert. Wenn die von einem Zuschlag von 13% auf Theater- oder Konzertkarten hören, verlassen sie sofort mein Geschäft."

Dabei sollte die Anschaffung Geld bringen, bisher hat sie aber nur sehr viel gekostet. Da war zuerst einmal die Anmeldegeführ von 4.900 Schilling. Die Zusatzkosten pro Monat haben sich für Herrn K. mittlerweile auf 4.300 Schilling hinaufgeschraubt. "Ich hab eine neue Computerkassa anschaffen müssen, die kostet 2.500 Schilling Leasingrate." Der PC wurde ihm von der Trafiknet GmbH zur Verfügung gestellt, samt Gebühr für den Netzzugang muss er dafür 1.800 Schilling im Monat entrichten. Herr K. ist extrem verstimmt, denn diese Fixkosten könne er selbst beim besten Bemühen nie hereinbekommen. "Hauptsache, die Berufsvertretung hat uns diesen Mist eingeredet und gemeint, das wäre die Zukunft." Denn außer der Trafiknet GmbH würde bisher noch kein Trafikant damit etwas verdienen können. Sein Groll gilt auch der Monopolverwaltung, die sich in dieser unrentablen Angelegenheit breitschlagen ließ, ihre Zustimmung zu geben, sonst aber restriktive Beschränkungen erläßt. Sein Standort sei besonders miserabel klagt K., der sich als "unselbständiger Selbständiger" definiert. Er brauche andere Geschäftsfelder, doch weder Kaugummis, noch Zuckerl dürfe er vertreiben. Getränke, die von den Touristen gerade in der heißen Jahreszeit gefordert würden, seien ebenfalls tabu. Und eine Diddl-Maus habe in einer Trafik nichts zu suchen, meine die MV. "Ich will ja keine Zuckerltante sein, aber meinen Trafiknet-Zugang interessiert wirklich niemand."

Das Thema Briefmarken ist ein zusätzliches Reizthema. Denn die Spannen wurden von der Post von 7% auf 2% gekürzt. Mittlerweile ist beim Kartellgericht ein Verfahren von Seiten des Trafikantenverbandes eingeleitet worden. Doch der leidgeprüfte Trafikant muss Briefmarken führen. "Ich verkaufe Ansichtskarten nur, weil ich die Marken dazu anbiete."