)
Verteidigungsminister Darabos will Battle Groups für humanitäre Einsätze.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Egal ob nach Somalia oder Kasachstan: Fünf Tage nach Beschluss des Europäischen Rates müssen sie abmarschbereit sein, nach fünf weiteren sich bereits im Einsatzgebiet befinden. Bei den EU-Kampftruppen EU Battle Groups soll es schnell gehen, Österreich übernimmt ab 1. Juli die logistische Führung und stellt 342 Soldaten und 8 Soldatinnen bereit, sie bereiten sich seit einem Monat darauf vor.
Einige von ihnen besuchte Verteidigungsminister Norbert Darabos am Freitag im der Kaserne Mautern in Niederösterreich. Er will die Aufgaben der Battle Groups auf humanitäre Einsätze erweitern, so Darabos vorab bei einer Pressekonferenz in Wien. Einigkeit herrscht dabei aber nur mit Schweden und Ungarn, alle größeren EU-Länder sprechen sich dagegen aus. Auch mit dem Namen Battle Groups ist Darabos nicht glücklich: Kriseninterventiongsgruppe treffe es eher.
Für Österreich ist es nach 2011 die zweite Battle-Group-Teilnahme, zu einem Einsatz kam es allerdings noch nie. Zuletzt verhinderte es in Libyen die Uneinigkeit der EU-Länder. Was nützt also eine schnell einsetzbare Kampftruppe, wenn sie aufgrund langsamer politischer Entscheidungsfindungen stets zu Hause bleibt?
Es sei schwierig einen Konsens innerhalb von 27 EU-Ländern herzustellen, erklärt Darabos. "Und die europäische Solidarität ist nicht in allen Bereichen gleich gut ausgeprägt." Für die Soldaten selbst sei die Vorbereitung auf einen solchen Auslandseinsatz aber eine große Chance, heißt es seitens der Offiziere in Mautern. Besonders junge Soldaten bekämen die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln. "Wenn man sich dafür vorbereitet, will man schon auch berufen werden", sagt etwa der 30-jährige Christoph Gruber. Er ist für Kommunikation zuständig und es wäre für ihn spannend, ohne Infrastruktur via Satelliten Verbindungen herzustellen. Seine Kameradin Tatjana Zelinka will Menschen bei einer Umweltkatastrophe helfen: "Das ist eine Erfahrung fürs Leben", sagt die zierliche 23-Jährige, die einen Panzer steuert.
"Kosten gemeinsam tragen"
Die Führung der Battle Groups übernimmt Deutschland, neben Tschechien und Irland sind mit Kroatien und Mazedonien erstmals auch zwei Nicht-EU-Länder dabei. Als Einsatzgebiete sind der Nahe Osten oder afrikanische Länder am wahrscheinlichsten, innerhalb 6000 Kilometer um Brüssel kann entsandt werden. Die Kosten für Ausbildung, Vorbereitung und Transport übernehmen jeweils die beteiligten Nationen - für Österreich befinden sich diese "im unteren Millionenbereich", so Wolfgang Wosolsobe. Der designierte Direktor des EU-Militärstabes fordert daher, etwa die Transportkosten gemeinsam zu tragen, um Geld zu sparen.
Für Darabos steht überdies fest, dass die UNO-Mission im Libanon auch nach 2012 fortgesetzt werden soll. Derzeit werden "verschiedene Beteiligungsoptionen" geprüft. Österreich ist seit Ende November des vergangenen Jahres mit rund 160 Soldaten an der Mission Unifil an der libanesisch-israelischen Grenze beteiligt. Ihre Hauptaufgabe sind Logistik- und Transportaufgaben.
Die derzeitige Lage im Nahen Osten sei "sehr sensibel", so Darabos. In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Anschläge auf Unifil-Soldaten gegeben, Darabos betonte aber, dass für die heimische Truppe keine Gefahr bestehe. In Bosnien komme ein Drittel der Soldaten aus Österreich, und der vollständige Truppenabzug sei "illusorisch". Zudem befinden sich derzeit mehr als 500 Soldaten im Kosovo, hier könnte der Abzug frühestens 2013 beginnen.
Momentan befinden sich mit 1500 Soldaten so viele österreichische Militärs in Auslandseinsätzen wie noch nie zuvor. Diese Einsätze haben für den Verteidigungsminister Priorität. Die Zahl der eingesetzten Soldaten solle sich zwischen 1300 und 14000 bewegen, betonte Darabos. Falls eine Mission beendigt würde, könnte er sich durchaus vorstellen, "neue Mission zu beschicken".