Für Frauen und Männer gemeinsame WCs und Duschen, Infektionen wegen mangelnder Hygiene und null Privatsphäre – wie auch null Transparenz in Traiskirchen. Ein Kommentar.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Mittlerweile wissen wir, wie es im Inneren der Erstaufnahmestelle Traiskirchen aussieht. Mangelhafte hygienische Zustände und nicht ausreichend Schlafplätze für die knapp 4.000 Menschen, die dort mehr schlecht als recht untergebracht sind. Eine Prognose, wann es zu einer Entlastung kommen kann, wagt das für die kompromittierende Asylpolitik des Landes zuständige Innenministerium nicht zu geben. Verantwortung wird hingegen hin und her geschoben.
Dass aber Duschen und Toiletten nicht nach Geschlechtern getrennt sind und es keine Möglichkeit für die Frauen gibt, sich in der Dusche vor Männerblicken abzuschirmen, ist absolut inakzeptabel. Das erzählte eine aufgebrachte Bewohnerin dem Türkisch-Islamischen Kulturverein Traiskirchen, der im Rahmen des Kinderfestes im EAST einen Blick hinter die Kulissen wagte und am Montag eine Video-Reportage auf YouTube veröffentlichte.
Zunächst wird festgehalten, dass das Lager vom ORS Service betreut wird. Kann man das Unternehmen nun für inkompetente Betreuung schelten? Dass eine für Schutzbedürftige zuständige und vom Bund finanzierte Einrichtung wie Traiskirchen jegliche Transparenz verloren hat oder nie bot, wird im Video kritisiert: "Journalisten werden vom Innenministerium abgewimmelt, mit dem Verweis auf die Privatsphäre der Flüchtlinge. Das grenzt an Sarkasmus, wenn man selbst Kleinkinder und Alte auf kaltem Beton schlafen sieht." Denn im Chaos namens Traiskirchen findet man alles, nur keine Privatsphäre.
Bestimmte Volksgruppen bevorzugt?
Afghanische Flüchtlinge, erzählt ein Vater, würden bevorzugt werden. Weil, so seine Vermutung, der Manager des Gebäudes selbst gebürtiger Afghane sei. Diese würden auch nach wenigen Tagen in eine andere Einrichtung transferiert. Auch die junge aufgebrachte Frau erzählt im Video, dass afghanische Flüchtlinge bereits nach wenigen Stunden in eine andere Einrichtung transferiert würden. "Dass man hier fest sitzt und es keinen Transfer gibt, ist das größte Problem, das uns zu schaffen macht. Wir sind hier seit 40 Tagen. Außerdem gibt es aufgrund der mangelnden Hygiene zahlreiche Krankheiten und Infektionen."
Das Innenministerium hat die Betreuung für das Lager an die Schweizer Firma ORS Service ausgelagert. Ein Betreuungskonzept, das alle Bewerber vorlegen mussten, liegt unter Verschluss, und wird auch im YouTube-Video erwähnt. Der Öffentlichkeit ist nicht zugänglich - und somit auch nicht nachprüfbar - welche Dienste die ORS-Betreuer für die Steuergelder leisten.