"Stars und Stories stehen im Mittelpunkt bei Vera exklusiv", so steht es auf der ORF-Presseaussendung. Diese Bandbreite an Geschichten zu handhaben ist nicht leicht, um so mehr lässt sich nachvollziehen, dass man unter diesen Umständen den Blick für das Wesentliche schnell einmal verlieren kann. Und so wurden die Grenzen, wie weit man in der Berichterstattung gehen kann, gleich völlig über Bord geworfen.
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Talk-Queen Vera Russwurm schafft es - zumindest wird der Eindruck vermittelt - innerhalb von Sekunden, von tiefer Betroffenheit zur oberflächlichen Berichterstattung zu wechseln. Tragisch genug die Geschichte des Buben Joel, der sich aufgrund von Online-Mobbing vor einen Zug warf und gestorben ist. Auch tragisch die Art und Weise, wie "Vera exklusiv" mit diesem Thema umgeht. Die noblen Zeiten, in denen die Kamera aus Respekt vor dem Betroffenen ausgeschaltet wurde, sobald dieser zu weinen begann, sind vorbei. Im Gegenteil: Draufbleiben und Ranzoomen lautet die Devise, egal was passiert. Jede Träne steigert die Quoten. Auch Russwurm muss sich die Tränen aus dem Gesicht streichen und mehrmals schlucken.
Dem suggestiven Journalismus wird auch ganz locker gefrönt. "Sagen Sie uns doch, wie das war. Oder soll ich es sagen", drohte Russwurm. Und wenn es ganz besonders wichtig wird, richtet Russwurm ihren Blick in die Kamera. "Die Homepage, auf der der Bub verunglimpft wird, ist noch immer für alle einsichtig", empört sie sich. Jeder könnte sich das noch ansehen, gibt sie die Botschaft weiter für alle. Diese schamlose Berichterstattung ist zum Heulen. Nicht für die Moderatorin. Denn sie lächelt wieder und sagt einen PR-Bericht über ein neues Single-Hotel in Österreich an.