Eltern wissen das: Wer seinem Kind ein gefährliches Spielzeug aus den Händen reißt, muss Tränen in Kauf nehmen. Richtig und notwendig ist es trotzdem, denn es passiert zum Wohle des Kleinen. Exakt dasselbe ist es mit gefährlichen Finanzinstrumenten: Wer riskante spekulative Produkte verbietet oder einschränkt, muss mit dem Aufheulen, Zähnefletschen und Wehklagen der Branche rechnen. Richtig ist es trotzdem - und über kurz oder lang auch zum Wohle der Finanzindustrie.
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Zitieren wir zwei unverdächtige Zeugen, die Staranleger schlechthin: George Soros und Warren Buffett. So unterschiedliche Strategien sie verfolgen mögen, in einem sind sie sich einig: Beide befürworten Regeln für das Finanzsystem und für riskante Produkte - selbst wenn sie damit gegen ihr eigenes Geschäft argumentieren. Soros, der Mann, der mit Währungsspekulationen die englische Notenbank in die Knie zwang (womit er binnen eines Tages eine Milliarde Dollar lukrierte) und einen der bekanntesten Hedgefonds managed, bekräftigte bei der Bankentagung in Wien, dass die Märkte sonst zu Blasenbildung und Instabilitäten tendieren. Er warnte in der Hofburg zum wiederholten Mal vor den Gefahren durch derivative Finanzinstrumente und forderte eine Registrierungspflicht und Regulierung. Auch Warren Buffetts Urteil über diese "finanziellen Massenvernichtungswaffen" ist aktenkundig. Die Politik darf sich von den Tränen der Wall Street, der City of London und der Bankenlobbys nicht erweichen lassen: Die Regulierung der Finanzmärkte hat oberste Priorität.