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Transdanubien als Modellregion

Von Christian Rösner

Politik
Die Modellregion für Gesamtschulen auf verschiedene Standorte aufzuteilen, macht für die Grünen keinen Sinn.
© Jenis

Grüne wollen in Floridsdorf und Donaustadt ausschließlich Gesamtschule anbieten -SPÖ ist zurückhaltend, Opposition empört.


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Wien. Am Freitag ließ Grünen Klubchef David Ellensohn mit einem Vorschlag aufhorchen: Er würde gerne ganz Floridsdorf und Donaustadt zur Modellregion machen und dort ausschließlich Gesamtschulen anbieten. Denn Modellversuche an weit verstreuten Standorten wären sinnlos, meint Ellensohn - und die 15-Prozent-Obergrenze in Wien sei "inakzeptabel". Damit widersprechen die Grünen den bisher kommunizierten Plänen von Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger, wonach die Gesamtschul-Modellregion an verschiedenen auseinanderliegenden Standorten in Wien umgesetzt werden soll - also nach der vom Bund vorgeschlagenen Vorgehensweise, in jedem Bundesland einen Gesamtschulanteil von 15 Prozent umzusetzen.

Bei der SPÖ zeigte man sich am Freitag zurückhaltend zu den Aussagen der Grünen - so erklärte man im Stadtschulrat nur, dass sämtliche Möglichkeiten geprüft würden. Gespräche mit Experten würden laufen. Allerdings räumte man ein, dass die von den Grünen nun vorgeschlagene Vorgehensweise die 15-Prozent-Regelung konterkarieren würde. "Das würde heißen, sich dem Vorschlag, der gerade geprüft wird, zu entziehen", erklärte ein Sprecher. Keine Antwort gab es im Übrigen im Stadtschulrat auf die Frage, ob denn der Vorstoß der Grünen mit dem roten Koalitionspartner akkordiert gewesen sei. Innerhalb der SPÖ wurde das allerdings am Freitag verneint.

Das wiederum könnte dem Umstand geschuldet sein, dass das Vorpreschen der Grünen in Wien auch in einem größeren Zusammenhang zu sehen ist. Schließlich hat sich Ellensohn am Freitag einmal mehr für den Wunsch der schwarz-grünen Regierung in Vorarlberg starkgemacht, die Gesamtschule in Vorarlberg flächendeckend testen zu wollen. Hier unterstützt Ellensohn die Linie des grünen Nationalratsklubs: Wird dem Wunsch nicht entsprochen, wollen die Grünen im Nationalrat gegen die Bildungsreform stimmen.

"Vorschlag ist ein Anschlagauf die Wahlfreiheit"

Die Wiener ÖVP zeigt sich empört über den Vorschlag, aus ganz Transdanubien eine Modellregion machen zu wollen. Von "Planlosigkeit der rot-grünen Stadtregierung" ist die Rede und von einem "Anschlag auf die Wahlfreiheit" der Eltern beim Aussuchen der Schulen für ihre Kinder. Außerdem würde das "Erfolgsmodell Gymnasium" damit abgeschafft.

Laut FPÖ brauche man weiterhin ein Schulsystem mit Volksschule, Hauptschule und Gymnasium - und keinen "bildungspolitischen Einheitsbrei". Und die Neos glauben nicht daran, dass eine flächendeckende Gesamtschule in Transdanubien funktionieren könnte; lieber sollte über eine umfassende Schulautonomie diskutiert werden.

Von dem Vorschlag der Grünen wären 5500 AHS-Schüler betroffen, beklagt ÖVP-Klubobmann Gernot Blümel. "Wir verwehren uns vehement gegen dieses planlose, rein ideologisch begründete rot-grüne Drüberfahren, indem einer ganzen Region in Wien die Wahlfreiheit gestohlen wird."

Dem wiederum hält Ellensohn gegenüber der "Wiener Zeitung" entgegen, dass die ÖVP mit ihrer Kritik genauso ideologisch agiere. "Die wollen Bildung für ihre Leute, wir wollen Bildung für alle. Außerdem glauben wir ja, dass die Gesamtschule das bessere Konzept ist", betont Ellensohn. Natürlich gebe es auch die Überlegung einer Modellregion, die auf ganz Wien verteilt wird - "aber sorry, dann ist das nicht mehr als ein Schulversuch", so der grüne Klubchef weiter.

Seiner Ansicht kann die Modellregion nur dann funktionieren, wenn zumindest ein Teil davon geografisch miteinander zusammenhängt. "Wie soll denn das funktionieren, wenn es in Straße A eine Neue Mittelschule gibt, in der Straße B ein Gymnasium und in der Straße C eine gemeinsame Schule gibt?"

"Jetzt müssen unsere Leute die Kohlen aus dem Feuer holen"

Die Wahlfreiheit sieht Ellensohn auf alle Fälle nicht eingeschränkt. "Es wird immer welche geben, die ausbüchsen - egal, ob die in Transdanubien sind, im 14. Bezirk oder im 12. Bezirk und werden weiter weg fahren. Aber es wird auch viele geben, die sagen, es passt eh. Und auch falls ganz Wien zur Modellregion werden sollte, würden deswegen nicht alle nach Niederösterreich fahren", so Ellensohn. Und solange es nicht die von den Grünen und den Roten gewünschte hundertprozentige Modellregion gibt, werde es auch dementsprechende Wahlmöglichkeiten geben.

Dass er die von den Bundesparteien mühevoll ausverhandelte 15 Prozent-Obergrenze als "inakzeptabel" bezeichnet hatte, argumentierte Ellensohn eben mit den laufenden Verhandlungen zur Bildungsreform auf Bundesebene. "Harald Walser kämpft schließlich auf Bundesebene nach wie vor darum , dass die 15 Prozent wesentlich verbessert werden. Bitte nicht vergessen: Ausgangspunkt der Verhandlungen sind Wien bei den Grünen 100 Prozent, bei der SPÖ 100 Prozent und auch bei den österreichischen Grünen 100 Prozent." Die Wiener SPÖ sei auf Bundesebene mit am Verhandlungstisch gesessen und habe ein schlechtes Ergebnis erzielt - "und jetzt müssen halt unsere Leute die Kohlen aus dem Feuer holen", meint Ellensohn.