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An den euphorieschwangeren Wortmeldungen zur Causa Prima im internationalen Fußball, der Verpflichtung Pep Guardiolas als Bayern-Trainer, lässt sich mehrerlei ablesen, sarkastisch formuliert könnte man sagen, ein gewisser Hang zur Übertreibung ist sicher eines der Dinge. Fast könnte man meinen, Pep Guardiola sei tatsächlich der beste Trainer, den dieser Planet je hervorgebracht hat - oder gar von einem anderen herabgestiegen, um der Erde das Kicken beizubringen.
Freilich war seine Arbeit bei Barcelona mehr als nur bemerkenswert, revolutioniert hat er den Fußball dort aber nicht. Er hat lediglich ein System weiterentwickelt, ja perfektioniert, das ihm von Kind an eingetrichtert worden war - und das die meisten Spieler, die er zur Verfügung hatte, höchsttalentierte noch dazu, ebenso von klein auf kannten.
Dass man dies nicht so mir-nix-dir-nix auf andere Klubs umlegen kann, mussten schon viele erkennen. Frag nach bei André Villas-Boas, nach seinen Erfolgen beim FC Porto "The next big thing" auf dem Trainersektor, ehe er bei Chelsea nach kurzer Zeit kläglich mit seiner Idee eines modernen, auf barceloneskes Kurzpass- und Kombinationsspiel aufgebauten Stils scheiterte. Nun ist der FC Bayern nicht Chelsea - was Guardiolas Entscheidung begünstigte -, in München findet er nicht nur eine ordentliche Klubstruktur, sondern auch einen hochqualifizierten Kader mit Perspektive vor. Andererseits aber auch Hitzköpfe in der Führungsetage, denen persönliche Eitelkeiten nicht eben fremd sind. Seine Ideen gegen sie durchzusetzen oder mit deren gar in Einklang zu bringen, wird die erste Herausforderung sein. Gelingt dies, kann er den Bayern sicher viel geben - und damit dem gesamten deutschen Fußball. Neu erfinden wird aber auch er ihn nicht.