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Die neuen Schweizer Eigentümer der früheren C+C-Pfeifer-Märkte haben in Österreich große Pläne. Branchenkenner zweifeln allerdings an deren Umsetzbarkeit.
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Wien. Vor einem Jahr hat das Trauner Handelsunternehmen Pfeiffer seine Großhandelssparte C+C Pfeiffer an den Schweizer Großhändler Transgourmet, eine Tochter der Handelskette Coop, verkauft. Jetzt ziehen die Schweizer in Österreich ihre erste Bilanz, und die fällt positiv aus. Dementsprechend ambitioniert sind auch die Zukunftspläne. 2015 lag der Umsatz von Transgourmet Österreich bei 497 Millionen Euro, heuer werden es 525 Millionen Euro sein. "Das Ziel für die kommenden Jahre ist ein Umsatzplus von fünf Prozent pro Jahr", sagt Transgourmet-Österreich-Geschäftsführer Thomas Panholzer.
Im kommenden Jahr will er mehr als 550 Millionen Euro umsetzen, in zehn Jahren soll es eine Milliarde Euro sein. Das Ziel sei auch ein Signal an die Mitarbeiter, dass fortan Wachstum angesagt sei. "Wir wollen gesund expandieren und am Ende des Tages flächendeckend in Österreich aufgestellt sein", sagt Panholzer. Mit der Eröffnung neuer Standorte sei das Umsatzziel realistisch. 13 bis 14 große Transgourmet-Standorte und bis zu zehn kleine Mein-C+C-Märkte kann er sich in Österreich vorstellen. Im November 2017 wird ein Markt in Schwarzach in Vorarlberg aufgesperrt, insgesamt der neunte Transgourmet-Markt in Österreich. Danach soll jährlich entweder ein großer oder ein kleinerer Standort eröffnet werden.
"Umsatz über Verdrängung"
Der nächste Schritt führt Transgourmet nach Tirol. "Im Idealfall sperren wir dort schon 2018 auf", sagt Panholzer. Derzeit suche das Unternehmen ein Grundstück und hole Genehmigungen ein. Der erste Standort solle westlich in der Nähe von Innsbruck entstehen, es sei auch ein zweiter Standort im Osten Tirols vorstellbar.
Die Priorität bei der Expansion liegt auf den westlichen Bundesländern, in denen der frühere Eigentümer nicht aktiv war. Wachstum durch weitere Übernahmen ist laut Panholzer nicht ausgeschlossen, aber noch nicht spruchreif. "Wir reden mit diversen Händlern und Lieferanten, aber es gibt keine konkreten Übernahmeverhandlungen." Doch so einfach werde Transgourmet seine Ziele in Österreich nicht erreichen, meint Wolfgang Richter, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens RegioData. "Das Marktpotenzial steigt zwar und die Menschen geben mehr in der Gastronomie aus, aber die klassischen Großhandelsstandorte profitieren davon kaum."
Der Grund dafür sei, dass es mittlerweile viele andere Beschaffungsmöglichkeiten gebe - zum Beispiel regionale und lokale Produkte von kleinen Herstellern. Auch hätten die Kunden leichteren Zugang zu den Herstellern. "Es gibt viele neue Trends, die die großen Allrounder nicht mehr in dem Maß abdecken können", sagt Richter. Außerdem würde die Bedeutung der Abholmärkte sinken und die des Zustellungsgeschäftes steigen.
Probleme mit der Marke
Expansionspläne in Österreich müsse man sich gut überlegen. "Österreich ist nicht groß und die Positionen sind besetzt. Man kann nur über Verdrängung mehr Umsatz erzielen", meint Richter. Eine Übernahme wäre empfehlenswerter, etwa des Mitbewerbers Wedl, der in Westösterreich stark aufgestellt sei. Das Marktpotenzial, um das Transgourmet rittert, ist nicht gering. Das gesamte Einkaufsvolumen der österreichischen Gastronomie liegt laut dem Marktforschungsunternehmen Gastro Obsearcher bei jährlich 4,8 Milliarden Euro. 56 Prozent davon entfallen auf den Direktvertrieb, also etwa auf Fleischhauereien, Obst- und Gemüsefachhändler, Molkereien und Landwirte. Auf klassische Großhändler, wie Metro, Transgourmet oder AGM entfallen 38 Prozent. Den Rest deckt der Lebensmitteleinzelhandel ab.
Abgesehen von der starken Konkurrenz hat Transgourmet noch an einer anderen Front zu kämpfen. Wie man aus Branchenkreisen hört, hat das Unternehmen bei seinen Kunden in Österreich Probleme mit der Bekanntheit seiner Marke, weshalb in den kommenden Monaten die Marketingaktivitäten verstärkt werden. Den Namenswechsel von C+C Pfeiffer auf Transgourmet hält Richter dennoch für richtig: "Es ist die Frage, wie geschickt man das macht, aber mittelfristig muss der Auftritt einheitlich sein." Nicht nur in Österreich, auch auf Konzernebene peilt Transgourmet Wachstum an. Wie die Schweizer "Handelszeitung" schreibt, soll der Gesamtumsatz von derzeit 7,5 Milliarden Franken (6,9 Milliarden Euro) auf zehn Milliarden Franken (9,2 Milliarden Euro) steigen. Potenzial sehen die Schweizer in Ländern, in denen der Tourismus wächst - etwa Italien und Spanien -, aber auch in der Belieferung von Flughäfen, Shoppingcentern, Bahnhöfen und Kreuzfahrtschiffen.
Kein Konnex mit Zielpunkt
Das Handelsunternehmen Pfeiffer gab Anfang November vergangenen Jahres den Verkauf seiner Großhandelssparte C+C Pfeifer an Transgourmet bekannt. Bis heute versichert Firmenchef Georg Pfeiffer, dass der Verkauf der lukrativen Großhandelssparte nichts mit der finanziellen Schieflage der Handelsgruppe Zielpunkt - damals ebenfalls in seinem Eigentum - zu tun hatte. Zielpunkt ist im Februar nach dem Rutsch in die Pleite geschlossen worden.