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Trauer um die verlorenen Brüder

Von Rainer Mayerhofer

Politik

New York - Rund 400 New Yorker Feuerwehrmänner wurden vergangenen Dienstag beim Einsturz der beiden Türme des World Trade Centers unter den meterhohen Trümmern begraben, unter ihnen alle fünf Elite-Rettungsmannschaften New Yorks. Nach fast einer Woche besteht kaum Hoffnung, sie lebend zu bergen.


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Die meisten New Yorker Feuerwehrmänner sind die Nachkommen irischer und italienischer Einwanderer, deren Großväter schon diesen Beruf ausgeübt haben. Sie sind in Long Island und Staten Island zuhause in Arbeitervierteln. Wall Street mit den teuren Geschäften und Büros, wo viele Dienstag ihren letzten Einsatz leisteten, war nicht ihre Welt.

Die "Washington Post" berichtete über eine Gruppe von Feuerwehrmännern vom Einsatzzug 202 in Brooklyn, die sich selbst die "Brüder vom Roten Haken" nennen. Der 61-jährige Tony Catapano, der seit 39 Jahren unendlich viele Einsätze mitgemacht hat, hat Dienstag sieben Kollegen verloren: Tommy Kennedy, Terry McShane, Patrick Byrd, Joe Maffeo, Brian Canizzaro, Salvatore Calabro und Joe Gullicksen. Sie waren unter den ersten am Brandort, nachdem die erste entführte Maschine in den Nordturm des WTC geprallt war. Catapano kam mit einer späteren Gruppe.

Das WTC hatte er vorher nur einmal besucht, um mit seiner Frau in einem Restaurant Geburtstag zu feiern.

Catapano sah, wie ein Kollege getötet wurde, als ein in Flammen stehender Mann von der Fassade des brennenden Gebäudes sprang. Der Priester der Feuerwehrtruppe gab den Toten die letzte Ölung und wurde selbst von herabstürzenden Trümmern erschlagen, als das Gebäude einstürzte.

Nach stundenlangem Einsatz kehrte Catapano am Nachmittag in die Einsatzzentrale zurück. Zuvor hatten ihm Ärzte die Augen auswaschen müssen. "Es schneite Dreck" schildert er der "Washington Post" die Stunden am Katastrophenort. In der Einsatzzentrale musste er feststellen, dass sieben junge Kollegen, für die er so etwas wie ein Vater war, fehlten. Er hoffte noch, dass sie unterwegs irgendwo aufgehalten worden seien oder in anderen Unterkünften nach dem schwierigen Einsatz von den Strapazen ausruhten.

Am Tag danach war er wieder am Einsatzort und starrte auf die Schuttberge, unter dem seien sieben Kollegen begraben liegen.