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Vor einigen Jahren sang Natalie Cole mit ihrem Vater Nat King Cole "Unforgettable". Ein großer Erfolg, ein schönes Lied - das Problem dabei: Nat King Cole war da schon seit ein paar Jahrzehnten tot. Das ist aber noch längst nicht das Schrägste, das der Bereich der posthumen Verwertungskreativität so an Output in den letzten Jahren aufzuweisen hatte. Der Rapper Tupac Shakur hat nach seinem Tod mehr Alben verkauft als vorher. Und da hat er Duette mit Künstlern gesungen beziehungsweise gerappt, die er in seinem Leben nicht ein einziges Mal getroffen hatte. Das zumindest kann man Natalie Cole nicht vorwerfen.
Nun erscheint also das erste posthume Album von Amy Winehouse. Dass es ausgerechnet rund um das große Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommt, hat schon im Vorfeld für hämische Kritik gesorgt. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass dieses Album auch ohne Geschenkenot-stand reißenden Absatz gefunden hätte. Freilich ist es leicht, den Nachlassverwaltern verstorbener Künstler vorzuwerfen, dass sie die Situation ausnützen. Die CDs, die etwa von Michael Jackson nach seinem Tod erschienen und die mit einem völlig ausgebrannten King of Pop erschreckten, nützten wohl auch eher den Geldtaschen seiner Erben. Im Falle Winehouses lässt die Aussage des Plattenlabels hoffen, das versichert, keine Aufnahmen zu veröffentlichen, die Winehouse selbst unter Verschluss halten wollte.
Wenn ein Künstler mit so einem schmalen Werk so früh stirbt, giert das Publikum nach mehr. Das ist eine Tatsache. Und es ist wohl auch einfach ein Stück Trauerarbeit.