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Traum vom 25.000-Euro-Stand

Von Ina Weber

Politik

Neues Vergabesystem der Stände beim Wiener Eistraum.|Wer am meisten bezahlt, kriegt Höchstpunkte.


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Wien. Rund 6500 Quadratmeter kurvenreiche Eisfläche, eine Eisstockbahn, ein Gastro-Zelt, eine Almhütte und noch weitere kleinere Stände. Das wird der Wiener Eistraum, der am 24. Jänner 2013 starten wird, auch in dieser Saison wieder anbieten. Was sich allerdings geändert hat, ist das Vergabesystem der dortigen Gastronomie-Stände, und diese Veränderung sei elementar gewesen, sagte Michael Draxler, Geschäftsführer der Stadt Wien Marketing GmbH im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Viele Umstände haben es laut Veranstalter notwendig gemacht, einiges zu verändern. Zum einen werden statt der zwölf mittelgroßen Stände im vergangenen Jahr nur noch vier angeboten werden. "Der Gastronom hat dadurch dreimal so viel Platz wie vorher. Er kann viel mehr Leute bedienen", sagte Draxler. Zum anderen wurde mit einem neuen Veranstaltungsgesetz das Bereitstellen von Mehrwegbesteck ab 2000 Personen verpflichtend. Für einen Outdoor-Betrieb ein schwieriges Unterfangen und ein Logistik-Problem. Und so war auch ein großes Umdenken der Stadt Wien Marketing GmbH notwendig.

Neues Punkte-System

Die vier Stände werden ausschließlich "Fingerfood auf höchstem Niveau" anbieten. Was aber laut Draxler zum nächsten Problem führte. "Wir wollten verhindern, dass alle Hot-Dogs anbieten." Und so verfasste die Stadt Wien mithilfe des Gastronomieberaters Saa Asanovic ein Anforderungsprofil und orientierte sich erstmals am Bundesvergabegesetz - und die Stände wurden ausgeschrieben.

Der Mindestpreis für einen Stand beträgt 25.000 Euro. Der, der von allen Bewerbern am meisten Geld bietet, erhält 48 Punkte. Darüber hinaus ist die Produktqualität ein Kriterium. Fünf Extra-Punkte gibt es etwa für Regionalität. "Für einen Bio-Punsch werden 24 Punkte vergeben", erzählte Draxler. "Wir wollen weg von dem Einheitspunsch, den nach Weihnachten ohnehin keiner mehr sehen kann."

Harakiri-Gastronomen

Für die Kategorie Standgestaltung gibt es am wenigsten Punkte, nämlich nur 13, da die meisten Vorgaben ohnehin vom Veranstalter vorgegeben werden. Insgesamt werden 100 Punkte vergeben. Auch ein neuer Spezialitätenstand wurde ausgeschrieben. "Wir suchen etwas Kleines, Feines, Anderes", so der Veranstalter. Hier hätte auch etwa ein Maroni-Verkäufer eine Chance, wenn er sich etwas "Lustiges" einfallen ließe.

Kritik an dem neuen Vergabesystem der Stände kommt von den Gastronomen selbst. "Wer am meisten bezahlt, darf Punsch ausschenken", lautete der Vorwurf. "Warum vergibt die Stadt Wien im Bieter-Verfahren jetzt auch Gastronomiestände auf Großveranstaltungen, in den letzten Jahren war immer eine Vergabe nach qualitativer Bewerbung und fixen Preisen für die Stände üblich", so ein Betroffener, der von "Harakiri-Gastronomen" spricht.

Dass der Umsatzstärkste auch am meisten zahlt, sei fair, sagt Geschäftsführer Draxler dazu. Auch das Stadt Wien Marketing sei angehalten, möglichst viel zu erwirtschaften. Es sei Sache der Gastronomen, wie viel sie bereit sind, zu riskieren. "Es ist aber eben nicht nur der Preis, der ausschlaggebend ist", so Draxler. Die Qualität stehe ganz oben.

Abgabeschluss dieser Tage

Für die Almhütte und das Zelt ändert sich laut Veranstalter nichts. Dort werden richtige Speisen auf Tellern mit Mehrwegbesteck angeboten. Der Abgabeschluss für die Bewerbungen endete dieser Tage. Draxler und sein Team werden bis Anfang nächster Woche entscheiden, wer über einen 25.000 Euro - oder mehr - Stand regieren darf. Was dem Veranstalter als Beispiel für Originalität so vorschwebt: "Bison-Burger mit Advocadocreme oder Straußen-Burger mit Zucchinischeiben". Aber weniger die beliebten Spiralkartoffel: Da gebe es nämlich dasselbe Problem wie beim Langos: "Zuerst sind sie sehr heiß und dann ganz schnell eiskalt."

Wiener Eistraum
Seit 1995 bietet der Wiener Eistraum, veranstaltet von Stadt Wien Marketing GmbH, einen 6500 Quadratmeter großen Eislaufplatz vor dem Wiener Rathaus an. Am 24. Jänner 2013 wird der Wiener Eistraum um 19 Uhr eröffnet. Das Buchen einer Eisstockbahn ist ausschließlich online bereits ab 3. Dezember möglich. Am 10. März 2013 ist der Eistraum zu Ende.