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Zukunftsszenarien als Anregung für die Integrationsdebatte. | Wien. "Es wird eine Rutsche nach Österreich geben", schwärmte Niki Heger vom Afro-Asiatischen Institut in seiner Zukunftsvision für das Jahr 2030. In der Auftaktkonferenz am Freitag zur Veranstaltungsreihe "zukunftsräume: 13 anstoesse. oesterreich - verschieden und gleich" stellte er seine Träume vor.
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Ein Jahr lang haben 25 für das "Netzwerk Rechte - Chancen - Vielfalt" tätige NGOs Zukunftsszenarien für Österreich zu den Bereichen Integration, Asyl und Anti-Diskriminierung entwickelt. Herausgekommen sind 13 Anstöße, deren Ziel eine Integration ist, die von allen Bevölkerungsgruppen gestaltet wird.
Mit der Rutsche beschreibt Heger seine Vorstellung von Migration und der Stellung von Zuwanderern. Die Rutsche sieht er als Alternative zur Mauer, die im Moment rund um Europa aufgebaut werde. "Sie werden eingeladen sein und nicht nur geduldet", träumte er weiter.
Optimismus, auch Kritik
Ein Startschuss für eine Entwicklung in diese Richtung könne die Definition von Österreich als Einwanderungsland sein, meinte Moderatorin Tülay Tuncel von der Wiener Integrationskonferenz, die Stimmen der Beteiligten zusammenfassend. Ihre Frage, ob es nötig sei, dass ein Politiker offen ausspricht, dass Österreich ein Einwanderungsland ist, wurde bestätigt.
Obwohl sich die durchwegs optimistischen Zukunftsvisionen der NGOs auf eine positive Entwicklung der heimischen Gesellschaft konzentrierten, tauchten in der talkshowartigen Diskussion auch Kritikpunkte an der aktuellen Situation auf. Etwa in Bezug auf das Arbeitsrecht. "Hier müssen nicht neue Gesetze geschaffen werden, sondern die bestehenden eingehalten werden", erklärte Elisabeth Freithofer vom Integrationshaus.
Und auch in Bezug auf Sprache kann nicht immer nur von schöneren Zeiten geträumt werden. "Einsprachigkeit ist heilbar", ist Verena Plutzar vom Netzwerk SprachenRechte überzeugt. Deutsch müsse nicht als Staatssprache definiert werden. In Plutzars Zukunftsvision sind die Sprachen der Migranten gleichwertig mit Deutsch und Englisch.
Ausgelassen wurden in allen diesen Zukunftsvisionen bewusst die konkreten Maßnahmen zur Umsetzung. Sie sollen in den folgenden Workshops erarbeitet werden. Dennoch haben die Diskussionsteilnehmer schon gewisse Ansätze dazu angedacht.
Bewusstseinsänderung
Zum Einen müsse eine Bewusstseinsänderung auf verschiedenen Ebenen ansetzen. Bildungssystem, Unternehmenspolitik, aber auch die politische und die individuelle Ebene spielten eine Rolle. Georg Atzwanger von der Caritas der Erzdiözese Wien glaubt das Problem in der fehlenden Information gefunden zu haben. Sie sei ausschlaggebend für die fehlende Solidarität mit Zuwanderern.
Andreas Görg vom Verein Iodo, der künstlerische Projekte zur Förderung von Interkulturalität durchführt, will eher dem "hegemonialen Arrangement" entgegenwirken. Das bedeutet: "Nicht so brav mitspielen."