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Traurige Helden

Von Francesco Campagner

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Menschliches steht immer wieder im Mittelpunkt der Sendereihe "Am Schauplatz": Personen mit speziellen Hobbys oder/und großen Nöten werden mit viel Gefühl vor die Kamera gebracht. Schnäppchenjäger und "glückliche" Dicke haben bereits in dieser TV-Reihe für subtile Unterhaltung und Nachdenklichkeit gesorgt. Wenn man "Am Schauplatz" innehält, sieht man meist anspruchsvolles Fernsehen. Am vergangenen Dienstag war es ein bisschen anders, da waren Aversionen spürbar. Die Folge "Einsame Spitze!" von Ed Moschitz und Christian Schüller (22.30 Uhr, ORF 2) beschäftigte sich mit österreichischen Weltrekordhaltern, allerdings nicht der klassischen Sorte, die sind mittlerweile rar gesät, sondern mit jenen, die ins Guinness-Buch der Rekorde Einzug gefunden haben.

Die Freude, kein "Otto Normalverbraucher" zu sein, wie es ein Rekordhalter ausdrückte, war einzelnen Porträtierten jedoch nicht anzusehen. Stattdessen offenbarte die Sendung melancholische Helden, deren Tragik noch vom "Am Schauplatz"-Team verstärkt wurde. Wo Fragen zu diesem Zwecke nicht reichten, wurde schonungslos der Kommentar eingesetzt. Einzelne Sätze klangen dabei fast schon hämisch, als ob die Sendegestalter Antipathie gegenüber diesen Menschen hegten. Die Illusionen, denen sich die Rekordhalter fast krampfhaft hingegeben hatten, zerstörte die Sendung unbarmherzig. So böse war "Am Schauplatz" noch nie.