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Jerusalem - Die Straßen der Altstadt von Jerusalem waren fast menschenleer. Viele palästinensische Händler haben ihre Andenkengeschäfte erst gar nicht geöffnet, andere standen gelangweilt oder mit bitterer Miene vor ihren Geschäften. Es war ein trauriges Osterfest im Heiligen Land.
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Dabei war es als krönender Abschluss des Heiligen Jahres 2000 gedacht und sollte der Tourismusbranche in der Region noch einmal kräftig die Kassen füllen. Doch der Aufstand in den Palästinensergebieten, der nun schon fast sieben Monate andauert, hat den Planern die Erfolgssuppe gründlich versalzen.
"Die vergangenen Monate waren einfach schrecklich, und auch für die nächsten Monate ist keine Besserung in Sicht", meint Rafi Wiener, Manager einer großen Hotel-Kette. Während an normalen Osterfesten die Hotels in Jerusalem zu 100 Prozent belegt sind, lag die Rate heuer bei 45 Prozent und weniger. "Und das auch nur, weil wir wegen des Pessach(Passah)-Fests viele jüdische Gäste aus Israel und dem Ausland haben". Selbst in den Luxushotels der Stadt, wie dem "King David" oder dem "American Colony", sind die vornehmen Lobbys meist gähnend leer.
Die ständig eskalierende Gewalt im Westjordanland und im Gazastreifen sowie die Terroranschläge in Israel haben der Fremdenverkehrsindustrie Israels und der Palästinenser den KO-Schlag versetzt. Schätzungsweise 40.000 Menschen sind in Israel durch die Krise arbeitslos geworden. In den Palästinensergebieten sind die großen Hoffnungen auf ein gutes Millenniums-Geschäft mit den Pilgern wie eine Seifenblase zerplatzt. Selbst im Nachbarland Jordanien bläst dem Fremdenverkehr der Wind ins Gesicht.
Die von der israelischen Armee belagerte Stadt Bethlehem im Westjordanland, wo sich sonst zum Osterfest tausende Pilger tummeln, war touristenleer. Da die vermutete Geburtsstadt Jesu weitgehend von den Fremden lebt, herrscht nun bittere Armut. Auch in Jericho standen die Zeichen auf Grabesstille. Das durch israelischen Beschuss stark beschädigte einzige Kasino der Palästinenser ist zwar wieder repariert, doch bleibt es vorläufig geschlossen: Den israelischen Stammgästen wurde von ihrer Armee der Zutritt zur 8000 Jahre alten Stadt aus Sicherheitsgründen verboten. Das neue Kasino-Hotel wurde erst gar nicht eröffnet.
Relativ glimpflich kommen die großen Fluggesellschaften davon. "Wir haben zwar deutlich weniger Touristen", meint Lufthansa-Sprecher Jackie Saroni, "aber dafür Reisen die Israelis zurzeit wie verrückt - jeder versucht, so gut er kann, der Intifada zu entkommen."
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