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Als hätte Michael Ballack nicht genug durchgemacht die vergangenen eineinhalb Jahre. Da war ein Brutalo-Foul, das ihn die WM, seine letzte Chance auf einen großen Titel, gekostet hat, dann die Demontage als Teamkapitän, danach auch noch die Degradierung bei seinem Stammverein Leverkusen zum Reservisten, jeweils begleitet und gefolgt von öffentlichen Misstönen. Das war die Selbsteinschätzung Ballacks, und es sollte keine große Überraschung sein, dass er, der davor in den Himmel gehoben worden war, sich übergangen fühlen musste. Dass er dabei auch nicht gerade geschickt agiert hat, mit seiner unversöhnlichen Haltung einiges zum Bröckeln seines Denkmals beigetragen hat, steht auf einem anderen Blatt. Jetzt fällt er auch um seine voraussichtlich letzte Chance, in einem großen Spiel mitzuwirken, um. Ein Muskelfaserriss beendete seine Chancen auf einen Champions-League-Einsatz gegen Barcelona am Dienstag. Das muss weh tun, mehr jedenfalls als die muskulären Schmerzen. Andererseits ist es aber, so makaber es klingen mag, vielleicht nicht das Schlechteste, was ihm in der verfahrenen Situation, in der er sich mit allem und jedem, sogar mit seinem bisher größten Bewunderer Rudi Völler, angelegt hat, passieren konnte: keine Fragen nach einem eventuellen Nicht-Einsatz, keine Kritik nach einer eventuell nicht ausreichenden Leistung, dafür die Ruhe, dass sich die Wogen doch noch glätten. Und sollte er sich in dieser Situation aus seinem Schmollwinkel begeben, vielleicht doch noch die Chance auf ein letztes, großes Spiel in Deutschland. Es wäre freilich fast ein bisschen zu kitschig, als dass man noch daran glauben könnte. Aber es sollen schon andere Undenkbarkeiten passiert sein. Zum Beispiel, dass Fußball-Deutschland irgendwann einmal nicht mehr von Michael Ballack abhängig sein würde.