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Obwohl ich mich für klassische Musik nicht sehr interessiere, gehöre ich zu den ständigen Hörern des samstäglichen "Klassik-Treffpunkt" auf Österreich 1 (10.05 Uhr). Mir gefällt daran die Leidenschaft und Hingabe, mit welcher mit dem jeweiligen Gast geredet und diskutiert wird - worüber auch immer. Heißt der Gastgeber Karl Löbl (wie übrigens auch an diesem Samstag, an dem er den deutsch-kanadischen Tenor Michael Schade begrüßen wird), ist der Ton der Unterhaltung forciert. Löbl unterbricht, befragt und drängelt, wie sich das in Österreich kein Interviewer bei Politikern traut, bei denen ein solches Verhalten öfter angebracht wäre. Andererseits sind aber auch die gestochene Diktion, die Geistesgegenwart und die Informiertheit Löbls nahezu singuläre Erscheinungen in diesem Land. Wenn ihm ein Gast gewachsen ist, ergeben sich lebhafte und gewitzte Dialoge von hoher Intensität. Christoph Wagner-Trenkwitz ist ein umgänglicherer Moderator, der die Gäste mit mehr Feingefühl und Nonchalance behandelt, woraus eine nicht immer spritzige, aber stets informativ-kultivierte Unterhaltung hervorgeht.
Der Erfolg dieser Sendung basiert auf einem ganz einfachen Prinzip, das kein anderes Medium derart adäquat übertragen kann wie der Rundfunk: der Lebendigkeit eines Dialogs, dem Zeit und Raum gegeben wird. Am unmittelbarsten hat dieses Prinzip Peter Huemer mit und in seiner Sendung "Im Gespräch" umgesetzt. Umso bedauerlicher, dass er nach rund 550 Sendungen nun zwangspensioniert wurde - und an diesem Donnerstag nicht, wie angekündigt, in der Reihe selbst zu Gast sein durfte. Vermutlich waren seine zuletzt kritischen Worte über die ORF-Geschäftsführung Grund genug, ihm solcherart das Wort abzudrehen. Das sagt auch einiges über die Gesprächs(un)kultur innerhalb eines Senders aus - und bestätigt, dass kaum etwas so unkommunikativ ist wie so genannte Kommunikationsunternehmen.