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Erhöhte Konzentration Kohlendioxid | Die Quantität auf Kosten der Qualität. | Braunschweig/Wien. Treibhäuser lassen Pflanzen üppig sprießen- der Treibhauseffekt der Atmosphäre ebenfalls. Der Wissenschafter Hans-Joachim Weigel und sein Team vom Johann-Heinrich-von-Thünen-Institut in Braunschweig haben einen Acker der Zukunft angelegt: Mit einer erhöhten Kohlendioxid (CO2)-Konzentration, wie sie im Jahr 2050 herrschen könnte. Das Ergebnis: Die Kulturpflanzen wuchsen besser und ihr Ertrag war höher (die "Wiener Zeitung" berichtete).
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Zu Beginn der Industriellen Revolution, also im späten 18. respektive frühen 19. Jahrhundert, betrug die CO2-Konzentration auf der Erde 280 parts per million (ppm). Die voranschreitende Verbrennung fossiler Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle produzierte riesige Mengen an CO2. Heute liegt der CO2-Gehalt bereits bei 380 ppm- und er könnte bis Mitte des Jahrhunderts auf 550 ppm steigen. Industrie und Landwirtschaft setzten zudem Lachgas, Methan und synthetische Treibhausgase frei. Sie repräsentieren, genauso wie CO2, nur einen winzigen Anteil der Atmosphäre und heißen daher Spurengase.
Wärme-Speicher CO2
Genau diese Gase können die Wärme der Sonne aufnehmen und speichern: Die kurzwelligen Strahlen durchdringen die Erdatmosphäre und werden als langwellige Strahlen, die der Mensch als warm empfindet, reflektiert. Ein Zuviel an CO2 in der Erdatmosphäre bedeutet eine größere Erwärmung- der Treibhauseffekt kommt vollends zur Wirkung.
"Seit der Industriellen Revolution ist die Durchschnittstemperatur der Erdoberfläche um rund 0,8 Prozent gestiegen", sagt Helga Kromp-Kolb, Klimaexpertin und Leiterin des Instituts für Meteorologie an der Universität für Bodenkultur in Wien. Speziell Österreich verbuche sogar einen Anstieg um zwei Prozent. Als Mosaiksteinchen eines komplexen Klimasystems ist die Temperatur und jede ihrer auch noch so geringen Veränderungen von gravierender Bedeutung.
Um die Klimasituation der Zukunft zu simulieren, haben Weigel und sein Team auf einem Acker Ringe mit 20 Meter Durchmesser installiert, die CO2 verströmten. Von 1999 bis 2005 wurden die Kulturpflanzen Wintergerste, Zuckerrübe und Winterweizen nacheinander angebaut. Seit 2007 dient Mais als Versuchskaninchen. Durch den gestiegenen CO2-Gehalt lieferte die Zuckerrübe einen um acht Prozent höheren Ertrag, bei Winterweizen und -gerste war die Ernte sogar um 15 Prozent besser.
Erstaunlicherweise gaben die Pflanzen trotz verstärkten Wachstums weniger Wasser an die Atmosphäre ab- generell verdunstet ein Gewächs etwa 700 Mal mehr Wasser aus der Luft als sie selbst zur Photosynthese, also zum Leben, braucht. Dieser Vorgang dient der eigenen Kühlung. Falls die Pflanze durch den Klimawandel weniger "schwitzen" wird, wird sie nicht ausreichend gekühlt sein und unter der Hitzebelastung leiden.
Klima jetzt schützen
Während der Ertrag zunahm, verringerte sich die Qualität: Vor allem beim Getreide ging der Rohproteingehalt leicht zurück. Über die Untersuchungen des Mais-Anbaus liegen noch keine Ergebnisse vor.
"Die Experimente am Institut dienen lediglich dazu, mögliche Auswirkungen zu untersuchen", betont Weigel, "sie sind keinesfalls ein Argument, nichts gegen den Anstieg der Treibhausgase zu unternehmen."
Auch Politiker reagieren auf die Dringlichkeit des Klimaschutzes: Am G-8-Gipfel am Dienstag wurde eine Halbierung der Emissionen bis 2050 anvisiert.