Das Einkaufsverhalten der Kunden ändert sich auch im Zusammenhang mit den Möglichkeiten. So erfreuen sich die Wiener Einkaufsstraßen laut einer Zählung der Wiener Wirtschaftskammer (WK Wien) wachsender Beliebtheit, und es wird verstärkt am Samstagnachmittag eingekauft. In der Debatte um das sonntägliche Einkaufen hat der Präsident der WK Wien, Walter Nettig, einen neuen Vorschlag präsentiert, der bei der Gewerkschaft auf strikte Ablehnung stößt.
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Nettig will den Ladenschluss von Montag bis Freitag generell auf 21.00 Uhr verschieben. Die Rahmenöffnungszeit sollte pro Woche von 66 auf 72 Stunden steigen. Außerdem meinte Nettig am Dienstagabend, er könne sich vorstellen, den Einkauf an den letzten beiden Sonntagen vor dem Heiligen Abend zu ermöglichen. Die Geschäfte könnten am Sonntag um 10.00 Uhr aufsperren und um 16.00 oder 17.00 Uhr wieder zusperren.
Einer generellen Ladenöffnung an Sonntagen und der Einführung von Tourismuszonen mit weiter gefassten Öffnungszeiten in Wien steht Nettig ablehnend gegenüber. In Hinblick auf die Kosten und das Personal, aber auch aus gesellschaftspolitischer Sicht sei dies nicht anzustreben. Außerdem sehe der Großteil der Kaufleute keinen Bedarf für die allgemeine Sonntagsöffnung: 17 von 20 kürzlich befragten Innenstadt-Unternehmern hätten dies bestätigt. Die unter anderem von Wirtschaftsstadtrat Sepp Rieder vorgeschlagenen Tourismuszonen hält Nettig in der Bundeshauptstadt für nicht praktikabel.
Die Gewerkschaft findet zu den Wünschen des Wiener WK-Präsidenten sehr deutliche Worte: "Grundsätzlich kann sich die Wirtschaft wünschen, was sie will, nur spielen wird es das nicht", so der Fachsekretär für den Bereich Handel im Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB), Robert Steinocher, auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Es sei bekannt, dass die Sonntagsöffnung keine Belebung des Geschäfts bringe, sondern nur eine Verschiebung.
Sieger-Straße in Mariahilf
Gegenüber dem Jahr 2000 hat die Passantenfrequenz auf den Wiener Einkaufsstraßen um 2% zugenommen, so das Ergebnis einer Zählung, die an zwei Tagen im Oktober durchgeführt wurde. Beliebteste Einkaufsmeile ist weiter die Mariahilfer Straße mit 94.577 Passanten. Knapp dahinter reihen sich der Stephansplatz (90.703), der Graben (90.639) und die Kärntnerstraße (86.649). Mit einem gewissen Abstand folgen der Kohlmarkt (44.223), die Rotenturmstraße (40.464) die Landstraßer Hauptstraße (37.191), die Neubaugasse (30.617) und die Favoritenstraße (30.454). Seit der Änderung der Ladenöffnungszeiten Mitte der neunziger Jahre verlagern sich die Passantenströme laut Nettig vermehrt auf den Samstag, und da vor allem auf den Nachmittag. Am stärksten sei dieser Trend in den größeren Einkaufsstraßen. Neue Kunden würden damit allerdings kaum angesprochen, es handle sich primär um eine Verlagerung von anderen Wochentagen. Erfreulich ist für Nettig die Entwicklung einzelner Bezirksstraßen, etwa der Thaliastraße und der Alser Straße mit einem Plus von jeweils rund 7% bis 8%. Besonders zulegen konnte auch die untere Mariahilfer Straße beim Museumsquartier: Die Frequenzerhöhung betrug dort am Samstagnachmittag rund 45%. Den stärksten absoluten Zuwachs gab es am Stephansplatz: Es wurden 11.094 Passanten mehr gezählt als 2000.