Nach schweren Freizeitunfällen jedes Jahr 8600 Invalide. | Staat zahlt bei Unfällen nur die Behandlungskosten. | Nur wenige sind gegen Freizeitunfälle privat versichert. | Alpbach. Immer mehr Österreicher üben in ihrer Freizeit gefährliche Trend-Sportarten wie etwa Paragleiten, Rafting oder Tauchen aus. Doch den wenigsten ist bewusst, dass die staatliche Versicherung bei einem Freizeitunfall nur für die Behandlungskosten aufkommt, nicht aber für die mitunter extrem hohen Kosten bei dauernder Invalidität. "Hat der Betroffene keine private Versicherung, kann ihn ein Unfall mit Invaliditätsfolgen in seiner Existenz bedrohen", so Gunther Riedlsperger, Chef des Fachverbands der Versicherungsmakler, in einem Pressegespräch im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach. Nach Berechnungen der Wirtschaftskammer betreiben bereits mehr als 750.000 Österreicher riskante Sportarten - laut Riedelsperger ohne Versicherungsschutz. "Vielfach wird das Risiko unterschätzt oder verdrängt."
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Hohe Gefährdung
Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Freizeitunfall invalide zu werden, liege bei fast 0,1 Prozent pro Jahr. "Multipliziert man das mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung, kann man das hohe Risikopotenzial erkennen", betont Riedlsperger.
Während das Risiko eines Unfalls am Arbeitsplatz durch etliche gesetzliche Lösungen im Regelfall gut abgesichert ist, klafft im Freizeitbereich generell eine größere Versicherungslücke. Riedlsperger schätzt, dass lediglich zehn bis 15 Prozent der Österreicher gegen Unfälle im Heim-, Freizeit- und Sportbereich privat versichert sind (und gar nur zwei bis drei Prozent gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit).
Wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit erhoben hat, entfällt von allen rund 840.000 Unfällen, die hierzulande Jahr für Jahr statistisch erfasst werden, mit etwa 75 Prozent der Löwenanteil auf Bereiche außerhalb des Arbeitsplatzes. Jährlich sind rund 8600 Österreicher nach schweren Freizeit- und Sportunfällen mit Invaliditätsfolgen konfrontiert.
Finanzielle Hürden
Für diejenigen, die nicht privat versichert sind, können dann notwendige und teure Finanzierungen wie etwa der behindertengerechte Umbau der Wohnung eine schier unüberwindbare Hürde darstellen. Eine private Unfallversicherung deckt hingegen nicht nur alle Unfallkosten ab, sondern zahlt bei Invalidität auch die vereinbarte Versicherungssumme aus.
Für die Versicherungswirtschaft sieht Riedlsperger hier allerdings noch dringenden Anpassungsbedarf: "Obwohl sich das Freizeitverhalten in den vergangenen Jahren massiv geändert hat, gibt es für viele Sportarten nach wie vor kaum geeignete Versicherungslösungen." Manche Sportarten würden überhaupt nicht versichert, andere wieder nur über hohe Risikoaufschläge, erklärt der Experte.
Um der Branche entgegenzukommen, müsste der Gesetzgeber in der Öffentlichkeit aber auch das Bewusstsein für richtige Schutzbekleidung, Schulung und Ausübung fördern. Riedlsperger: "Viele dieser Sportarten führen nicht zwingend zu einer höheren Verletzungsgefahr, wenn sie richtig ausgeübt werden."