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Trendwende auf dem Arbeitsmarkt?

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Bartenstein mit Situation zufrieden. | Wifo: Arbeitslosigkeit nicht dauerhaft weniger geworden. | Wien. "Die Trendwende auf dem Arbeitsmarkt hat voll eingesetzt." So sieht es jedenfalls Wirtschaftsminister Martin Bartenstein. Es gebe eine "Rekordbeschäftigung" und erstmals seit zwei Jahren liege im Juni die Zahl der offiziell als arbeitslos Gemeldeten wieder unter 200.000, sagte Bartenstein am Donnerstag vor Journalisten.


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Das Wirtschaftsforschungsinstitut nimmt das Wort "Trendwende" nur im Bereich Beschäftigung in den Mund - und auch hier mit Vorsicht: "Nach wie vor steigen Beschäftigungsverhältnisse in Teilzeit massiv an. Allerdings gibt es Hinweise, dass auch die Zahl der Vollzeitbeschäftigten wieder zunimmt", sagt Arbeitsmarktexperte Ewald Walterskirchen. Das liege am Wirtschaftsaufschwung - der allerdings nicht ausreiche, um die Zahl der Arbeitslosen zu verringern.

Die Arbeitslosenquote sank zwar im Jahresvergleich mit Ende Juni um 7,1 Prozent auf 196.300, das lag aber in erster Linie an den verstärkten Schulungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservices (AMS). Schulungsteilnehmer scheinen nicht mehr als arbeitslos beim AMS auf. Bartenstein weist Kritik zurück, wonach dies die Statistik schöne. Er spricht von "Beschäftigungsinitiativen".

Das im vergangenen Herbst verabschiedete Qualifizierungspaket habe "gut gegriffen" - das heißt, ein Gutteil der zusätzlich zu fördernden Personen wird bereits gefördert. Veranschlagt sind 285 Mio. Euro (budgetiert 2006 und 2007) für 60.000 zusätzliche Personen. Die Bereiche umfassen Eingliederungsbeihilfen für Wiedereinsteigerinnen, Kurse für Jugendliche, für Arbeitslose ab 50 und für Langzeitarbeitslose sowie das Kombilohn-Modell.

"Unternehmensbeihilfe"

Für Wirbel hat in den vergangenen Tagen die Eingliederungsmaßnahme in Wien und in der Steiermark bei den Handelsketten Spar und Billa gesorgt: Das AMS finanziert ein Probemonat, das Unternehmen muss zumindest ein Viertel der betroffenen Frauen anschließend übernehmen. "Unternehmenssubventionierung", nennen das Arbeiterkammer, Grüne und SPÖ. "Es ist ein Versuch", sagte AMS-Vorstand Johannes Kopf am Donnerstag. Würden sich die Ketten nicht an die Vereinbarung halten, "dann wird es das Programm nicht mehr geben."

Evaluiert und diskutiert werden auch der Kombilohn, der laut Kopf bisher "nicht der Renner" war, und der Blum-Bonus. Beim Kombilohn finanziert das AMS einen Teil des Lohnes, der Blum-Bonus soll Betrieben Anreiz bieten, zusätzlich Lehrlinge einzustellen.

Ob Einstellungsbeihilfen oder Kombilohn, Wifo-Experte Walterskirchen meint: "Das Wichtigste ist Wirtschaftswachstum. Ansonsten kann man nur zu Notmaßnahmen greifen." Denn Unternehmen könnten nun einmal nicht dazu gezwungen werden, Personal nicht abzubauen und Mitarbeiter mit 50 Jahren nicht in Pension zu schicken. "Man kann nur Anreize schaffen, das nicht zu tun." In Nordeuropa etwa gebe es Modelle, Unternehmen unterschiedlich zu belasten, je nachdem, wie viel Mitarbeiter gekündigt würden.