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Für Kulturfreunde ist es eine seltsame Zeit. Beschweren will man sich nicht, denn was sind ein paar Wochen Kunst-Verzicht schon im Angesicht des Gemeinwohls. Und trotzdem machen sich die ersten Entzugserscheinungen bemerkbar. Gerade in den letzten Tagen, als wieder eine veritable Absagewelle dahinrollte, Theater ihre Saison vorzeitig beenden mussten und Museen resigniert verkündeten, auch weiterhin mit Sperre zu rechnen, machte sich ein bisschen Trennungsschmerz breit. Ob es nun die Absage der Wiener Festwochen ist, die immer so eine spätfrühlingshafte Aufbruchstimmung mit sich brachten. Oder weil man erstmals Karten für die Bayreuther Festspiele hat und die genau dann nicht stattfinden. Oder weil man sich gefreut hat, dass sich die Lieblingsband einmal nach Österreich verirrt hätte, aber das Konzert oder Festival nun auch im Corona-Nirvana gelandet ist.
Gleichzeitig ist es verblüffend, wie und in welchem gewaltigen Ausmaß sich die Kreativität neue Wege sucht, vor allem im Internet. Aber, so beeindruckend das alles ist, es kann das unmittelbare Erleben nicht ersetzen, ein Bildschirm bleibt ein Bildschirm, er sendet eben nicht nur keine Tröpfchen aus. Ja, das ist ein Luxusproblem im Vergleich zu den vielen anderen in diesen Tagen. Aber man darf sich manchmal auch erlauben, über so etwas vielleicht Banales traurig zu sein. Und wenn es nur zur Erkenntnis führt, dass man das vermeintlich Selbstverständliche in Zukunft nicht mehr so selbstverständlich nimmt. Nicht nur in der Kultur.