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Trichet: Finanzindustrie muss Wirtschaft dienen

Von WZ Online

Wirtschaft

EZB-Präsident will deutsche Führungsrolle bei Reform der Währungsunion. | München. Angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, die Finanzindustrie aufgefordert, ihre Rolle innerhalb des Wirtschaftssystems zu überdenken. Wünschenswert sei eine Rückkehr zu einer dienenden Funktion für die Realwirtschaft, sagte Trichet am Donnerstag auf einer Wirtschaftskonferenz in München.


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Man müsse sich auf das Wesentliche besinnen. Und eine der wesentlichen Aufgaben der Finanzindustrie sei es, Kredite für die Wirtschaft bereitzustellen. Auch das sei ein gewinnbringendes Geschäft, sagte der EZB-Präsident.

Trichet forderte Deutschland auf, bei der nach dem Ende der Griechenland-Krise nötigen Reform der Währungsunion eine zentrale Rolle zu spielen. "Ich muss sagen, ich zähle besonders auf Deutschland", sagte er in München im Beisein des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler. Die Schuldenkrise der Griechen und die Probleme weiterer Länder hätten deutlich gemacht, dass der Stabilitäts- und Wachstumspakt um Kontrollinstrumente erweitert werden müsse. "Am Ende muss eine Erneuerung des Paktes stehen und die Einführung einer Überwachung der nationalen Finanz- und Haushaltspolitik. Ich hoffe, dass die dafür notwendige Energie auf diesem Gebiet in diesem Land aufgebracht wird, damit am Ende (...) eine Stärkung der Grundlagen der Währungsunion steht."

Zu den laufenden Verhandlungen zur Rettung Griechenlands in Athen wollte sich Trichet nicht konkret äußern. Er sagte dazu lediglich, er gehe davon aus, dass diese erfolgreich zu Ende gebracht würden. "Die Gespräche müssen zu einem ehrgeizigen und passgenauen, auf mehrere Jahre angelegten Programm führen." In Athen laufen derzeit unter Hochdruck Verhandlungen der Regierung mit Vertretern von Europäischer Kommission, EZB und Internationalem Währungsfonds (IWF) über die Modalitäten des Rettungspakets für das hoch verschuldete Griechenland. Am Mittwoch hatte Trichet gemeinsam mit dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble und IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn die Bundestagsfraktionen über die geplanten Hilfen informiert. Trichet betonte abermals, beim Gesetzgebungsverfahren sei nun Eile geboten. (APA/dpa/Reuters)

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