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Trinkwasservorräte werden knapp

Von Martyna Czarnowska

Politik

Auch wenn die Wasserversorgung in der südirakischen Stadt Basra teilweise wiederhergestellt wurde, verschlechtere sich die humanitäre Lage in der Region zunehmend. Nach Angaben von Hilfsorganisationen werden die Trinkwasservorräte auch in anderen Städten knapp. Im Nordirak sei die Infrastruktur bereits weit über das Maximum hinaus belastet, meldete UNICEF. Etwa 500.000 Menschen seien in der Woche unterwegs gewesen, hieß es. An den Grenzen hingegen blieb es weiterhin ruhig: Die meisten Flüchtlingslager außerhalb des Irak stehen nach wie vor leer.


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Der Hilfstransport musste verschoben werden. Wegen der Entdeckung von Minen im Hafenbecken von Umm Quasr konnte die erste Lieferung britischer Hilfsgüter am Donnerstag nicht zu Ende gebracht werden. Im Hafen hatten sich bereits Dutzende BewohnerInnen versammelt, die auf frisches Wasser warteten.

Dieses wird zunehmend knapp. Engpässe werden unter anderem aus Bagdad und Basra gemeldet. Zwar hat das Internationale Rote Kreuz mit den Konfliktparteien Zugang zur Wasseraufbereitungsanlage ausverhandelt. Doch nur die Hälfte der Bevölkerung von Basra kann Trinkwasser beziehen. Wie die Agentur Reuters berichtete, haben tausende müde und durstige irakische ZivilistInnen die Stadt verlassen. Das Rote Kreuz versuche, durch Wasserverteilung den Menschen zu helfen, berichtet Gerald Czech. Ein "Wasserteam" ist in Bagdad unterwegs, Generatoren werden aufgestellt; Hilfsgüter - neben Trinkwasser Öfchen, Decken und Medikamente - auch in Basra und der nordirakischen Stadt Arbil verteilt. Doch Hilfstransporte von außen kommen nur schwer in den Irak durch.

Die Bemühungen werden dennoch fortgesetzt. So hat die Organisation Ärzte ohne Grenzen zwei Lastwagen mit medizinischen Hilfsgütern von Amman nach Bagdad geschickt. UNICEF will von Kuwait aus 40 Lastwagen mit 55 Wassertanks nach Basra bringen. Das von den USA angekündigte Hilfsprogramm im Wert von 100 Millionen Dollar soll erst in einigen Tagen anlaufen.

Nach Aussagen des UNICEF-Mitarbeiters Andre Lapierre sei die Infrastruktur im Nordirak bereits weit über das Maximum hinaus belastet. "Etwa 500.000 Menschen waren vergangene Woche unterwegs", meldete er. "Wenn diese Krise weitergeht, wird die Infrastruktur zusammenbrechen. Wir sind erleichtert, dass nun die Menschen wieder heimwärts gehen."

Hinweise auf einen Flüchtlingsstrom aus dem Irak gab es in den Nachbarstaaten auch am Donnerstag nicht. Der UNHCR sprach von 90 türkischen Flüchtlingen im Nordirak, die in die Türkei zurückkehren wollten. "An den Grenzen ist es ruhig", erzählt Roland Schönbauer vom UNHCR.

Aktuelle Informationen über die rund 22.000 - großteils kurdischen - Vertriebenen im Norden Iraks sind rar. Keine Anzeichen gebe es auch dafür, dass Flüchtlinge Lager im Irak verlassen wollen. Dort betreut der UNHCR insgesamt rund 100.000 Vertriebene, vorwiegend aus Palästina. Die Lager versuchen, einen "normalen Betrieb" aufrechtzuerhalten, sagt Schönbauer. Etwa in Al-Tash, auf der Höhe von Bagdad, wo 13.000 iranische Flüchtlinge teils schon lange untergebracht sind. Ebenso funktioniere das Camp im nordirakischen Makhmour, wo 9.200 türkische StaatsbürgerInnen wohnen - auch wenn gerade Bunker gegraben werden.

Unterdessen berief UNO-Generalsekretär Kofi Annan alle UNO-Hilfsorganisationen zu einer Krisensitzung nach New York. Er forderte Washington auf, umgehend humanitäre Hilfe an jene Regionen des Irak zu liefern, die von den Koalitionstruppen kontrolliert werden.

Die Schweiz wiederum hat für kommenden Mittwoch zu einer Konferenz über die drohende Versorgungskrise im Irak geladen. An den Beratungen hinter verschlossenen Türen sollen VertreterInnen von 30 Staaten teilnehmen, darunter alle fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates und Nachbarn Iraks wie Jordanien und die Türkei.

Letztere will auch Spanien unterstützen. Die spanische Regierung will vier Nachbarländern des Irak - Jordanien, Iran, Syrien und Türkei - jeweils fünf Millionen Dollar für Flüchtlingshilfe zukommen lassen. Dafür will ebenfalls die Regierung Frankreichs zehn Millionen Euro bereit stellen.