Zum Hauptinhalt springen

"Triumph eines Symbols"

Von Marina Delcheva

Wirtschaft

Der Euro ist seit bald 20 Jahren in Umlauf. Die gemeinsame Währung ist auch ein Symbol politischer Einheit.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Rund 342 Millionen Menschen zahlen täglich mit dem Euro. Er ist das offizielle Zahlungsmittel von 19 EU-Ländern, zwei weitere verwenden ihn ebenfalls als Zahlungsmittel. Gut 1,46 Billionen Euro sind aktuell als Bargeld in Umlauf, und er ist neben dem US-Dollar die zweitwichtigste Reservewährung der Welt. Am 1. Jänner 2022 feiert der Euro seinen 20. Geburtstag. An diesem Tag im Jahr 2002 hat er den Schilling, die D-Mark, die Lira, den Franc als Bargeld abgelöst. Streng genommen wird die europäische Währung eigentlich 22 Jahre alt. Sie wurde nämlich schon 1999 als Buchgeld eingeführt. In Umlauf und im Börsel sind die Euroscheine und Münzen aber seit 2002.

"Einigung unumkehrbar"

"Der Euro ist der Triumph eines Symbols über die Substanz", sagte der US-Ökonom und Nobelpreisträger Paul Krugman im Jahr 2001 anlässlich der Einführung des gemeinsamen Zahlungsmittels. Und er hatte ein Stück weit recht damit, denn der gemeinsame Euro steht für mehr als nur für ein einheitliches Zahlungsmittel. "Durch die gemeinsame europäische Währung ist die europäische Einigung irreversibel, also unumkehrbar geworden", sagte kurz darauf Deutschlands ehemaliger Kanzler Helmut Kohl. Er war auch eine Schlüsselfigur bei der Einführung des Euro. Aber der Reihe nach.

Die Idee für eine gemeinsame europäische Währung wurde schon 1968 geboren und 1970 im sogenannten Werner-Plan konkretisiert. Eine Expertenkommission unter der Leitung des damaligen luxemburgischen Premierministers Pierre Werner erarbeitete den Plan für die Einführung einer gemeinsamen, einheitlichen Währung für die damalige Europäische Gemeinschaft, die Vorgängerin der EU. Die Währungsunion sollte schon 1980 eingeführt werden. Der Zusammenbruch des Bretton-Wood-Systems in den USA und die Ölkrise in den 1970er-Jahren machten die Pläne aber vorerst zunichte.

1988 wurde das Vorhaben zur "Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion" von der EU-Kommission unter dem damaligen Präsidenten Jacques Delors wiederbelebt. 1998 wurde die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt gegründet.

Wie Zeitzeugen und Medienberichte aus dieser Zeit nahelegen, war die Einführung des Euro quasi ein Tauschgeschäft für die bevorstehende Wiedervereinigung Deutschlands. Der damalige Präsident Frankreichs, François Mitterrand, soll seine Zustimmung für die Wiedervereinigung der BRD mit der damaligen DDR an die Zustimmung Helmut Kohls, Deutschlands damaligem Kanzler, zur Einführung des Euro geknüpft haben.

In Deutschland - und übrigens später auch in Österreich - herrschte große Euro-Skepsis. Die D-Mark war eine solide, mächtige Währung, und der Schilling, der an die Deutsche Mark gebunden war, profitierte davon. Letzten Endes wurde Deutschland wiedervereint und der Euro eingeführt.

Licht und Schatten

Den Euro ausschließlich als Erfolgsgeschichte zu ehren, ist aber zu kurz gegriffen, meint auch der Ökonom, Experte für europäische Integration und Wifo-Konsulent, Fritz Breuss. "Die Vorteile des Euro sind nicht gleichmäßig verteilt auf alle Mitgliedstaaten", sagt er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Von der Einführung einer gemeinsamen Währung hätten vor allem Deutschland, Österreich und die nördlichen Euro-Länder profitiert. Also jene, die ihn zunächst weniger wollten, weil sie selbst relativ stabile Währungen hatten.

Für die Südländer, allen voran Griechenland, wurde der Euro im Zuge der Staatsschuldenkrise ab 2009 zum Problem. Vor dem Euro konnten die Länder in Krisenzeiten ihre Währungen abwerten. Ihre Güter und Dienstleistungen wurden damit billiger, und sie blieben konkurrenzfähig. Nachdem der Euro als gemeinsame Währung Lira, Drachme und Co. abgelöst hatte, stand dieses Instrument nicht mehr zur Verfügung. "Man hätte dann die Lohnkosten an die Produktivität anpassen müssen", meint Breuss. Also die Löhne senken, aber das ist politisch de facto nicht umsetzbar.

Und dennoch: "Ein Binnenmarkt ohne gemeinsame Währung ist nur ein halber Binnenmarkt", sagt Breuss. Die gemeinsame Währung bringe wirtschaftliche Stabilität. Der Wegfall von Umrechnungskosten stärke die Integration der Märkte.

<pre _ngcontent-23-c371="" selecttext="" style="white-space: pre-wrap;" class="ng-tns-c371-3181">

Willst du diesen Inhalt sehen? Gib den anderen Cookies grünes Licht.

Wiener Zeitung Logo

Cookie Einstellungen

Ohne Cookies funktioniert die Website wienerzeitung.at nur eingeschränkt. Für eine sichere und einwandfreie Nutzung unserer Website werden daher technisch notwendige Cookies verwendet. Für die Darstellung von Inhalten von Drittanbietern (YouTube und APA) werden Session-Cookies gesetzt. Bei diesen kann eine Datenübermittlung in ein Drittland stattfinden. Ihre Einwilligung zur Setzung genannter Cookies können Sie jederzeit unter "Cookie Einstellungen" am Seitenende widerrufen oder ändern. Nähere Informationen zu den verwendeten Cookies finden sich in unserer Datenschutzerklärung und in unserer Cookie-Policy.

Technisch notwendig
Youtube
Andere

</pre>