Die Maskottchen - ein Ladenhüter? | Intersport betreut Fanzonen exklusiv. | Wien.In der Euro-Fanzone vor dem Wiener Rathaus und auf dem Heldenplatz schwitzen Männer in der Mittagshitze: Die Bauarbeiter montieren Gerüste und stellen mit Kränen allerlei Provisorien auf. Darunter befindet sich auch ein 1000 Quadratmeter großer Fanshop auf dem Heldenplatz, in dem die Firma Intersport täglich 100.000 Kunden empfangen will.
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Zehn Gehminuten entfernt, in der Strozzigasse im achten Wiener Gemeindebezirk, deutet hingegen wenig auf das vor der Tür stehende Großereignis hin. Wäre da nicht der Fanshop Strobl, der zwischen Architekturbüros, Antiquitätenhändlern und Bierlokalen etwas unvermittelt die Euro thematisiert.
In der Auslage stellen die Trikots aus aller Herren Länder die Rapid-Dressen klar in den Schatten. Allerdings: "Der Verkauf der Euro-Artikel läuft etwas schleppend an", erklärt Mitarbeiterin Beatrix Buchalek. Ein älterer Herr erwirbt gerade Schals, Plaketten und Trikots er ist allerdings kein Fußballfan, sondern will damit die Auslage seines Hutgeschäftes ausstaffieren.
Noch erfreuen sich in erster Linie die österreichische Fahnen und Dressen besonderer Beliebtheit, sagt Buchalek. Viele Kunden nutzen die Möglichkeit, ihren Namen auf die Trikots drucken zu lassen. Neben Österreich sind bei den Shirts Kroatien, Deutschland, Italien und Schweden die beliebtesten Länder. Die Bekleidungsstücke würden vornehmlich aus dem asiatischen Raum bezogen.
Lizenzprodukte derUefa eher unbeliebt
Weniger Anklang bei den heimischen Käufern fänden freilich die von der Uefa lizenzierten Produkte: Diese würden im Fanshop Strobl derzeit eher von Touristen als Andenken erworben. Auch mit Trix und Flix geht hier fast nix: Die offiziellen Maskottchen verkaufen sich bisher eher schleppend. Nichtsdestotrotz rechnet Karin Strobl, die Inhaberin des Fanshops, mit einer Umsatzsteigerung von insgesamt bis zu vierzig Prozent während der Europameisterschaft.
Konkurrenz durch den Fanshop auf dem Heldenplatz, der bis Mitternacht geöffnet sein soll, befürchtet Strobl nicht: "Wir hatten bereits Anrufe von Kunden, die gewisse Produkte bei Intersport gar nicht mehr bekommen haben." Mehr Respekt flöße ihr da die Supermarktfiliale gegenüber ein, die von der Uefa zertifizierte Produkte zu günstigeren Preisen anbiete.
Jedoch wollen auch dort Erzeugnisse mit dem offiziellen Logo derzeit noch nicht so recht Anklang finden. "So-so, la-la", antwortet die Mitarbeiterin auf die Frage, wie diese sich denn verkaufen. Die immer noch vollen Regale sprechen eine deutliche Sprache.
Ungleich positiver das Resümee von Intersport-Sprecher Christian Mann. Innerhalb der Fanzonen darf Intersport die offiziellen Fanartikel exklusiv vertreiben. Auch wenn das Gros des Geschäftes während der vier Wochen der EM erwartet wird, hat Intersport schon vergangenen Sommer damit begonnen, Produkte mit Bezug zur Fußball-Europameisterschaft zu verkaufen. Die Nachfrage war größer als erwartet: "Die Fanschals sind teilweise schon ausverkauft", erklärt Mann - nicht ohne zu betonen, dass auch die Maskottchen Trix und Flix beliebt seien.
Auch Hersteller freuen sich über die Euro
Intersport erwartet sich eine Umsatzsteigerung von zwei Prozent, was 10 bis 15 Millionen Euro zusätzlich bedeuten würde. Dank der recht rosigen Aussichten sollen kurzfristig 300 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden.
Auch die Erzeuger der Fanartikel rechnen mit erhöhten Verkaufszahlen. Laut dem Geschäftsführer des Geschenkartikelherstellers Mitraco, Friedrich Bauer, läuft es "sehr gut". Bauer erwartet sich von der EM eine Umsatzsteigerung von mindestens drei Millionen Euro, was einem Zuwachs von rund 30 Prozent entsprechen würde. Die Produkte des Unternehmens, das im Vorjahr 9,5 Millionen Euro umgesetzt hat, sind in Supermärkten, Fanshops und Souvenirläden erhältlich.
In urheberrechtlicher Hinsicht lässt die Uefa Strenge walten: Neben der Verwendung des EM-Logos und des Sinnspruches ("Expect Emotions") sind auch jedwede Produkte verboten, die einen Zusammenhang zwischen dem Produzenten und der Uefa herstellen könnten. Die Wirtschaftskammer Österreich hat ein alternatives Logo namens Euphorio ("Wir sind dabei") erstellt: Das Männchen soll allerdings ausdrücklich keine Konkurrenz zu Trix und Flix sein ganz im Gegenteil: Das Logo steht jedem Unternehmen zur freien Verfügung, um Lizenzprobleme mit der Uefa auszuschließen. Bleibt nur noch zu hoffen, dass den Maskottchen Trix und Flix nicht ein ähnliches Schicksal widerfährt wie ihrem Vorgänger, dem Löwen Goleo. Der Verkauf des hosenlosen Maskottchens der WM 2006 in Deutschland lief so schleppend, dass sein Hersteller Insolvenz anmelden musste. Der Firmengründer landete unter anderem wegen Betrug, Untreue und Bilanzfälschungen vor Gericht.