Während der Hitze versprechen Klimageräte schnelle Abkühlung. Was beim Kauf der Stromfresser zu beachten ist.
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Österreich befindet sich mitten in der ersten Hitzewelle des Jahres mit Temperaturen von 30 Grad oder mehr. An erholsamen Schlaf ist nicht mehr zu denken. Wenn untertags Verdunkeln und in der Nacht Durchlüften nichts mehr nützt, steigt die Nachfrage nach Klimageräten, die schnelle Abkühlung versprechen. "Wir merken das seit Beginn dieser Woche, vor allem, seit die Hitzewelle angekündigt wurde. Der richtige Kaufimpuls setzt aber erst dann ein, wenn wir von einer Tropennacht sprechen. Dann ist es erfahrungsgemäß so, dass wir uns am nächsten Tag in der Früh vor Kunden kaum erwehren können", schildert der Wiener Elektrohändler Wolfgang Krejcik im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Ungebrochener Boom
Von Tropennächten spricht man, wenn die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt. Und das ist immer häufiger der Fall, was vor allem den Bewohnern von Städten zusetzt. Der Run auf Klimageräte habe schon vor Jahren eingesetzt. Verkaufszahlen könne er keine nennen, aber es herrsche nach wie vor ein Boom, so Krejcik, der lange Jahre Obmann des Bundesgremiums Elektrohandel in der Wirtschaftskammer Österreich war. "Der Markt ist noch nicht gesättigt", sagt er. Zwei Drittel der verkauften Geräte stammen vom italienischen Hausgerätehersteller De Longhi.
"Wir nehmen in den letzten Jahren ein besonders großes Interesse bei Klimageräten und Ventilatoren wahr", bestätigt auch eine Sprecherin von MediaMarkt. In den über 50 Filialen der Kette wurde gerade eine große Kampagne rund um das Thema Klima und Kühlen gestartet. Mobile Klimageräte seien ab rund 180 Euro zu haben, fest installierte Split-Klimalösungen ab 499 Euro. Ab 10 Euro gibt es Tischventilatoren.
Auch auf der Online-Verkaufsplattform willhaben.at sind Geräte zur Linderung der Hitze wieder sehr gefragt. Normalerweise sind Juni und Juli jeweils die mit Abstand stärksten Monate, was Suchanfragen in den Kategorien Klimaanlage, Klimagerät und Ventilator betreffe. "Wir rechnen damit, dass das auch heuer wieder der Fall sein wird. Vergleicht man beispielsweise einen durchschnittlichen Tag Mitte Mai mit dem 16. Juni 2021 kommt man bereits auf eine Steigerung von 243 Prozent allein in Volltextsuchanfragen", heißt es.
Umweltschützer haben keine Freude damit, dass in den Haushalten immer mehr zusätzliche Stromfresser einziehen. Die Produktion von Elektrogeräten verschlingt zudem jede Menge Energie und Ressourcen. "Vor dem Kauf eines Klimageräts sollten daher auch andere Optionen geprüft werden. In vielen Fällen bringen gute Beschattungsmaßnahmen schon eine deutliche Verbesserung", sagt Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace Österreich.
So lautet auch die erste Empfehlung von Mathias Stadler von der Österreichischen Energieagentur: Außenrollos anbringen, damit sich die Räume erst gar nicht aufheizen. Doch auch wenn die Sonne ausgesperrt wird, erzeugen drinnen immer noch elektrische Geräte Wärme. Diese "inneren Lasten" gilt es zu verringern, etwa das Backrohr nicht verwenden oder energiesparende Beleuchtung einsetzen. Tagsüber die Fenster zulassen und in der Nacht gut durchlüften, hilft ebenfalls - vorausgesetzt es kühlt draußen ab.
Ventilator als Option
Man sollte sich auch überlegen, ob es nicht ein Ventilator auch tut. Dieser könne zwar die Raumtemperatur nicht senken, erzeuge aber einen kühlenden Effekt - und koste im Gegensatz zu einem Klimagerät nicht viel, sagt Stadler. Entscheidet man sich doch für ein - möglichst energiesparendes - Klimagerät, kommt man um einen Produktvergleich nicht herum. Stadler verweist auf die herstellerunabhängige Informationsplattform topprodukte.at, ein Service von klimaaktiv, der Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Klimaschutz. Dort sind in der Kategorie "Heizung, Warmwasser, Klima" auch die besten energiesparenden Kühlgeräte aufgelistet.
Mobile Klimageräte gebe es schon ab 250 Euro, so Stadler. Die Kosten für den Betrieb hängen von mehreren Faktoren ab: Jede Wohnung, jedes Haus ist anders, und dem einen ist vielleicht mit 28 Grad schon heiß, dem anderen erst mit 32", betont er. Auch auf den Stromanbieter kommt es an. Bei einem Tarif von 21 Cent pro Kilowattstunde (kW) würde ein mobiles Klimagerät in der Energieeffizienzklasse A++, einer Kühlleistung von 2,5 Kilowatt und einer Leistungsaufnahme von 0,7 kW bei voller Kühlleistung Kosten von ca. 15 Cent pro Stunde verursachen. "Beim gleichen Gerät mit einer doppelt so hohen Leistungsaufnahme sind es schon etwa 28 Cent. Wenn in einer Wohnung so ein Gerät in zwei Räumen jeden Tag vier Stunden läuft, kostet das im Monat schon rund 65 Euro. Dabei muss man bedenken, dass es vielleicht sogar länger heiß ist - denn die Anzahl der Hitzetage steigt", betont Stadler.
Bei Händler Krejcik sind jedenfalls genügend Geräte erhältlich. "Wir haben bereits im Winter und Frühjahr Klimageräte verkauft. Die Leute haben offensichtlich geglaubt, sie bekommen nichts mehr", mutmaßt er. Auch bei MediaMarkt ist man "bestens gerüstet", sollte die Nachfrage nach Klimageräten in den nächsten Tagen stark anziehen.