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Trost in einer Bücherliste

Von Christina Böck

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Es ist eine liebgewonnene Tradition, die der Ex-Präsident der USA auch nach dem Ende seiner Amtszeit weiterführt. Barack Obama hat wieder seine Ferien-Leseliste veröffentlicht. Zum Beispiel hat Obama den Tod des Nobelpreisträgers V.S. Naipaul zum Anlass genommen, seinen ersten Roman, "Ein Haus für Mr. Biswas" zu lesen. Naipaul ließ sich dabei von der Geschichte seines Vaters, der sich als indischer Einwanderer in der Karibik durchschlagen musste, inspirieren. Auch im Buchclub von Talkshow-Gigantin (und vielleicht irgendwann Präsidentschaftskandidatin) Oprah Winfrey hat sich Obama bedient. Dort wurde "An American Marriage" von Tayari Jones empfohlen: Ein junges Ehepaar muss die Folgen einer ungerechten Verurteilung verdauen. An "Educated" von Tara Westover hat Obama beeindruckt, wie sie ihre Heimat Idaho, die sie für bessere Bildung verlässt, trotzdem mit Liebe schildert. Schließlich hat er "Factfulness" von Hans Rosling gelesen. Es ist ein Plädoyer für Fakten, die man der Einfachheit halber gerne durch Vorurteile ersetzt. Das ist womöglich eine Spitze gegen Obamas Nachfolger im Amt. Der wird sie nicht verstehen, denn Subtilität ist nicht gerade eine Stärke Donald Trumps. Umso mehr ist Obamas Bücherposting Labsal: Es ist nicht in einem beleidigten Tonfall geschrieben, es wird auch niemand damit beleidigt, es beinhaltet weder Größenwahn noch Unwahrheit. Ein erwachsener, belesener Mann gibt einfach Buchempfehlungen für alle, die noch an die Kraft des Geistes glauben.