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Tröstliches Trash-TV

Von Christina Böck

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Vor wenigen Tagen war es noch die Insel der Seligen. Das ist jetzt vorbei. Am Dienstagabend erfuhren auch die Bewohner des "Big Brother"-Hauses live auf Sendung, dass derzeit gerade eine Pandemie herrscht und die Welt auf den Kopf stellt. Bisher waren die Teilnehmer der TV-Sendung von den Nachrichten "verschont" geblieben, denn das sind die Regeln von "Big Brother": Keine Nachricht kommt hinein, die Menschen sind wie Laborratten auf sich selbst gestellt.

Weil die Situation aber zunehmend absurd wurde, hat sich Sat1 zu Recht doch dazu entschieden, den Kandidaten vom Coronavirus zu erzählen. Das geschah wohltuend unreißerisch. Der Moderator und ein Arzt erklärten den Hausbewohnern - hinter einer Glasscheibe - in dosierter Informationsmenge, dass es ein Virus gibt, der sich rasch ausbreitet, dass es gewisse Risikogruppen gibt und dass man mit Quarantäne versucht, die Ausbreitung in Schach zu halten. Mit Informationen über die drastischeren Auswirkungen hielten sie sich zurück, aber für die "Big Brother"-Teilnehmer war erstmal ohnehin am wichtigsten zu wissen, ob es ihren Familien gut geht.

Natürlich folgte dann die für solche Formate typische Tränendrüsen-Drückerei mit Videos von Angehörigen und Freunden. Aber das hat auch etwas Tröstliches: Manches kann selbst ein tückisches Virus nicht erschüttern. Und wenn es nur die Seltsamkeiten des Trash-TVs sind.