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Fußballaktien "vorbelastetes Thema". | Debatte über Rechtsform von Klubs entbrannt. | Wien. Rund um die Insolvenz von Sturm Graz und die Bekanntgabe der Pläne der Wiener Austria, im Sommer 2007 eine Aktiengesellschaft (AG) gründen zu wollen, wird der rechtliche Status österreichischer Fußballklubs als "gemeinnützige Vereine" (Kasten) zunehmend hinterfragt. Experten fordern eine Umstrukturierung in Kapitalgesellschaften.
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Obwohl die Austria einen Börsengang zunächst ausschließt, ist die Gründung einer AG ein erster Schritt in diese Richtung. Harald Christandl, der als Anwalt unter anderem die Rechte von Profisportlern vertritt, sieht in der Umwandlung der Rechtsform heimischer Großklubs in Kapitalgesellschaften den "einzigen Überlebensweg für den österreichischen Fußball". Nur so könne durch Haftungsstrukturen und Aufsichtssysteme die nötige Transparenz hergestellt werden, um Investoren Sicherheit zu geben. Dies sei angesichts der hohen wirtschaftlichen Anforderungen im Profisport eine "künftige Notwendigkeit".
Christandl, selbst einst im Vorstand beim Grazer Bundesligaklub GAK, sieht einen Großteil der Funktionäre angesichts der wirtschaftlichen Realitäten "überfordert". Ausweg aus dem Dilemma wäre ein "dreigliedriger Weg": Zunächst müssten die Vereine saniert werden, dann in eine "funktionstaugliche" Kapitalgesellschaft umgewandelt werden, und zum Schluss könne als "Krönung" ein Börsengang erfolgen.
Bessere Einbindung
Letzteren schließt Austria-Manager Markus Kraetschmer gegenüber der "Wiener Zeitung" (WZ) zwar für die "erste Phase" als AG aus, kann den Veränderungen in den Finanzstrukturen aber viel Positives abgewinnen. So könnten mehrere "Partner", wie zum Beispiel Magna oder der Verbund, gleichzeitig eingebunden werden. Anreiz für eine Beteiligung wäre - anders als beim traditionelle Sponsoring - zum Beispiel ein gewisses Mitspracherecht oder ein Sitz im Aufsichtsrat.
Zudem könnte es mit den neuen Strukturen, denen allerdings noch die Generalversammlung des Vereins zustimmen muss, leichter kompensiert werden, wenn "ein Partner wegbricht". Eine Beteiligung der Fans ist vorerst nicht geplant, dazu wäre ein Börsengang nötig. Die Scheu davor begründet Kraetschmer damit, dass das Thema "durch die Rapid-Aktie vorbelastet" sei. Er spielt damit auf den Versuch Anfang der Neunziger an, Aktien einer "Rapid AG" über die Börse zu handeln. Dies scheiterte unter großem öffentlichen Aufsehen.
Dass gerade Fußballaktien durch die Abhängigkeit von sportlichen Erfolgen großen Schwankungen unterworfen sein können, weiß auch Christandl. Er fordert deshalb, nach englischem Vorbild eine "Unterhaltungsindustrie" rund um den Fußball aufzubauen.
Kritik an Bundesliga
Christandl übt Kritik an der Österreichischen Bundesliga. Diese halte in ihren Lizenzierungsbedingungen an der Rechtsform des gemeinnützigen Vereins fest. Tatsächlich bekommt laut Kraetschmer die Austria in Zukunft nur dann die Zulassung für die heimische Meisterschaft, wenn der Verein, der trotz AG bestehen bleiben wird, die Mehrheit an dieser hält. Während Kampfmannschaft, Amateure und wirtschaftliche Einrichtungen des Klubs in die AG ausgegliedert werden könnten, soll etwa der Nachwuchsbetrieb unter direkter Kontrolle des Vereins bleiben. Seite 11