Trotz eher düsterer Aussichten für die Automobilkonjunktur insgesamt - nach einem Rückgang um 11% im Vorjahr sind die Autoverkäufe in Deutschland heuer um weitere 5% gesunken - ist BMW-Vorstandschef Joachim Milberg fest davon überzeugt, dass sein Haus ebenso wie für das Jahr 2000, für das er am Dienstag in München ein Rekordergebnis präsentierte, auch 2001 überdurchschnittlich wachsen wird: Ein Absatzplus für die Bayern von 8% im ersten Quartal 2001 stützt seinen Optimismus. BMW-Aufsichtsratsvorsitzender Volker Doppelfeld sieht "eine Art Sonderkonjunktur" für BMW.
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Die Strategie von Konzernchef Milberg, dessen Sessel vor einem Jahr angesichts der Rover-Krise und immer wieder auftauchender Übernahmegerüchte gehörig zu wackeln schien, klingt einfach: "Wir konzentrieren uns in jeder Klasse auf den Premiumbereich. Dieses Segment wird in den nächsten Jahren doppelt so schnell wachsen wie der Massenmarkt". Eigenständig bleiben und profitabel wachsen sind die Ziele. Ein Massenhersteller will man nach dem "Experiment Rover", unter das mit einem Verlust von mehr als 4 Mrd. Euro endlich der Schlussstrich gezogen wurde, keinesfalls mehr werden.
Ausgeweitete Modellpalette
Nicht Größe zählt, auch small ist nicht beautiful, sondern "BMW ist beautiful" - darauf läuft es hinaus. "Begehrenswerte Modelle" jeder Größe will Milberg bieten: Der neue Compact ist schon da, heuer kommen noch der Mini und der neue "7er" später dann ein großes "6er"-Coupe, ein "1er" als Einstiegsmodell in die Marke, der allradgetriebene X3, der den Erfolg des Sports Activity Vehicle X5 eine Größe kleiner wiederholen soll, und schließlich 2003 ein "in jeder Hinsicht bemerkenswerter Rolls Royce" dazu.
EGT um 50% gestiegen
Im Jahr 2000 hat die BMW-Gruppe ihren Absatz, Umsatz und Ertrag auf Rekordwerte steigern können. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) stieg um rund 50% auf 1,663 Mrd. Euro und übertraf damit deutlich den bisherigen Rekord von 1,293 Mrd. Euro aus 1997. Der Umsatz kletterte auf 35,4 Mrd. Euro. Nach 2,5 Mrd. Euro Verlust im Vorjahr überstieg der Jahresüberschuss nun erstmals die 1 Mrd. Euro-Grenze - ebenfalls ein absoluter neuer Bestwert in der Unternehmensgeschichte. Der Absatz stieg um 9,4% auf 822.181 Fahrzeuge - Zugpferde waren die besonders stark nachgefragten "3er" ebenso wie der X5.
Gut für Österreich
Geht es BMW gut, ist das gut für Österreichs Handelsbilanz: 11 Mrd. Schilling betrug der Überschuss im vergangenen Jahr, drei Viertel aller Motoren kommen aus dem Werk Steyr, das vor allem bei den Dieseln kaum mit der Produktion nachkommt. Der nächste Auftrag winkt: Der X3 könnte in Graz bei Magnas SFT mitentwickelt und auch gebaut werden. Diesbezügliche Verhandlungen sind gut unterwegs, wie in München bestätigt wurde. Die Chance für die 2004 geplante neue Fabrik für den "1er", der zunächst in Regensburg anlaufen wird, sind dagegen nicht so gut: Von rund 250 Bewerbern um den Standort sind ein Dutzend in Europa in der Endauswahl - und dem Vernehmen nach kein österreichischer mehr. Mittlerweile knapp werdendes Facharbeiterpotenzial dürfte eines der Argumente gegen eine Niederlassung im Raum Linz oder Graz sein. "Eine Alternative ist die interne, die BMW-Werke sind flexibel genug, um die Entwicklung, Planung und Produktion zu sichern", hielt sich Milberg in der Standortfrage bedeckt.