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"Die Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbewusstseins." Es gibt Menschen, die kennen diesen Spruch von Marie von Ebner-Eschenbach. Til Schweiger scheint nicht dazuzugehören. Der deutsche Schauspieler ist keiner, der Kritik souverän an sich abprallen lässt. Nein, das ist nichts für einen harten Kerl wie Schweiger. Gelassen sein! Pah, das sollen die Hosenscheißer! Ein Til Schweiger stürzt sich kopfüber in den übelriechenden Sumpf des Tadels, wälzt sich genüsslich darin und stapft dann trotzig schimpfend wieder heraus.
Das ist mittlerweile ein Ritual, auf das Verlass ist. Nach der Ausstrahlung seines neuesten "Tatort"-Zweiteilers, der wie üblich in den sozialen Netzwerken nicht nur wegen Lücken beziehungsweise Kratern in der Glaubwürdigkeit harsch zerpflückt wurde, sah sich der Schauspieler mit der Nuschel-Artikulation wieder einmal gezwungen, in die Defensive zu gehen. Er lobte den Regisseur, der mit so wenig Geld so Tolles vollbracht hatte, und watschte im Vorbeigehen andere "Tatort"-Macher ab, die dasselbe Geld für "zwei moppelige Kommissare, die ne Currywurst verspeisen", verschwenden. Schweiger hielt auch nicht hinterm Berg damit, was er von Kritikern so grundsätzlich hält: alles "Trottel".
Das kann man sich alles wunderbar erlauben, wenn man der Meinung ist, die Öffentlichkeit stehe ohnehin hinter einem. Doch da sollte sich Schweiger nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. Denn seine Quoten waren zuletzt längst nicht mehr berauschend. Vielleicht sollte er jetzt doch einmal Marie von Ebner-Eschenbach googeln.