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Trotz Preisdrucks zweitbestes operatives Ergebnis

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Die Strommarktliberalisierung hat 1999 die Erlöse der Österreichischen Elektrizitätswirtschafts-AG trotz gesteigerter Absatzmengen wie erwartet geschmälert, die Verbund geht aber dennoch | mit Zuversicht in die Zukunft: Das operative Ergebnis (EBIT) von knapp 4,6 Mrd. Schilling für 1999 ist immerhin das zweitbeste der Unternehmensgeschichte. Nach dem "Jahr der Schmerzen" 1998 mit fast | 14,5 Mrd. Schilling "durch Marktliberalisierung verursachten Aufwand" wird für 1999 wieder eine Dividende von 16 Schilling pro Aktie vorgeschlagen.


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Die Energieerzeugung und Abgabe von Strom wurde im Vorjahr um 6,7% auf 33.000 Gigawattstunden gesteigert, die Erlöse dagegen sind um 13,8% auf 17,7 Mrd. Schilling gesunken. Der Druck auf

die Preise werde anhalten, ist Haider überzeugt. Die Verbund wünscht sich rasch die völlige Liberalisierung des Marktes: "Denn während wir jetzt bereits mit 75% unserer Absatzes voll im Wettbewerb

stehen, stützen sich die anderen noch auf die gefangenen kleinen Kunden. Das ist ungerecht."

Während man selbst die Schmerzen jetzt weitgehend hinter sich habe · "Wir haben den Schritt vom Monopol zum Wettbewerb geschafft", so Haider · müssten sich jetzt die anderen etwas überlegen ·

eventuell auch woher sie in Zukunft ihren Strom bekommen.

Denn man wolle auch darauf hinwirken, aus den Koordinationsverträgen mit den Landesversorgern - sie wurden im Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetz (ElWOG) bis 2003

festgeschrieben - aussteigen zu können. Die Abgabe an die Landesversorger - sie nahm 1999 um 6% ab - könnte noch weiter zurückgefahren werden, sagte Haider. Die Verbund wolle vor allem in Deutschland

und in Italien auf Kundenfang gehen. Schon 1999 stiegen die Exporte um 77%.

Als Kunden zugelassen sind nunmehr Abnehmer mit einem Verbrauch von mehr als 20 Gigawattstunden pro Jahr. "Auf Dauer werden sich die Haushalte und kleineren Betriebe nicht unterschiedliche

Strompreise gefallen lassen", sagte Haider und kritisierte die Landesversorger, die, obwohl dem freien Markt erst wenig ausgesetzt · "manche nur zu 25%" ·, die Strompreissenkungen, zu denen

die Verbund "amtlich" verpflichtet wurde, nicht im gleichen Ausmaß weitergeben.

Die Optimierungen im Verbund sollen weiter gehen. Zur Bereinigung der Kostensituation hat man 1999 weitere Schritte gesetzt. So wurde auch das Kohlekraftwerk Dürnrohr vollständig abgeschrieben.

Positiv ausgewirkt haben sich die Auflösung der Illwerke-Verträge sowie die Laufzeitverkürzung des Nagymaros-Strombezugsvertrags, die ebenso wie ein Pensionsabfindungsplan die ergebniswirksame

Auflösung von Rücklagen ermöglichte. Der Personalaufwand sei um 29% gesunken, sagte Verbund-Finanzvorstand Herbert Pistauer. Der Personalstand der Verbund-Gruppe, der 1999 um 10% auf 3.747 Personen

sank, werde weiter zurückgefahren, auch die Aufwendungen für den Betrieb und die Erhaltung · 1999 um 20% gekürzt · sollen weiter sinken.

Nach einem dividendenlosen Jahr 1998 erhalten die Aktionäre für 1999 wieder eine Ausschüttung von 16 Schilling je Aktie. Erstmals seit der Börseeinführung Ende 1987 zahlt der Verbund auch an

den Mehrheitseigentümer, die Republik Österreich, die volle Dividende von 16% statt der früheren 8%.

Im Plan liegen laut Haider die Vorbereitungen für die Bildung der Energie Austria. Zwar habe der von der Electricite de France (EdF) gestellte Energie Steiermark-Vorstand das "memorandum of

understanding" noch nicht unterschrieben. Nach Vorliegen einer Überprüfung der Unternehmensbewertungen würden jedoch auch die Franzosen unterschreiben, gab sich Haider überzeugt. In einer

außerordentlichen Hauptversammlung soll die Fusion der Strombereiche von Verbund, Energie Oberösterreich und Energie Steiermark noch im 1. Halbjahr abgesegnet werden, dem Zusammenschluss rückwirkend

zum 1. Jänner stehe nichts entgegen. Die Energie Austria soll Kostensenkungen von über 3 Mrd. Schilling pro Jahr ermöglichen. Verbund wird ihre Erzeugungsanlagen einbringen und 52,8% am Unternehmen

halten, die EAG 24% und ESTAG 23,2%. Mit Ausnahme des Kohlekraftwerkes Dürnrohr sollen die übrigen vier konventionellen thermischen Kraftwerke - St. Andrä, Zeltweg, Voitsberg und Korneuburg -

verkauft werden. Acht ausländische Interessenten sind noch im Rennen, drei österreichische "praktisch" ausgeschieden.

"Übrig bleiben" werde damit ein Wasserkraftkonzern, dessen Position sich am Markt mit jedem Jahr verbessern werde, so Haider · nota bene er über das einzige überregionale Hochspannungsnetz verfügt.