Zum Hauptinhalt springen

Trotz Rekordjahr Sorgenfalten bei den Autobauern

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Hersteller haben Rückenwind durch Schwellenländer. | Schuldenkrisen in USA und EU könnten bald Absatz senken.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Autohersteller überschlagen sich derzeit mit Rekorden: Die VW-Tochter Audi sowie Daimler verkauften im Juli so viele Fahrzeuge wie noch nie. BMW, Porsche und auch der US-Konzern General Motors (GM), der Mitte 2009 durch Staatshilfen aufgefangen werden musste, schrieben im ersten Halbjahr Milliardengewinne. "Kein Mensch hätte gedacht, dass die Autoindustrie wieder so gut und so schnell Fuß fasst", sagt Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.

Durch Verschrottungsprämien wurde der Autoabsatz angekurbelt. Nach dem Auslaufen in einigen Ländern wurden im Vorjahr weltweit 61,7 Millionen Pkw verkauft, ein Plus von zwölf Prozent. Heuer sollen sogar 62,1 Millionen Pkw abgesetzt werden.

Als Hauptgrund für das schnelle Überwinden der Krise sieht der Autoexperte, dass die Hersteller viel Rückenwind von den Autokäufen in Schwellenländern und den USA bekommen: In China und Indien stieg der Absatz 2010 je um rund ein Drittel, der russische Automarkt zieht an und auch in den USA wurden wieder mehr Fahrzeuge verkauft.

Luxuskarossen für China

China und die USA rittern seit 2009 um den Titel als weltweit größter Absatzmarkt, der Absatz in China hat sich in den letzten zwei Jahren auf 11,3 Millionen Autos fast verdoppelt.

Premiumhersteller verzeichnen weltweit die größten Zuwächse. Die wachsende chinesische Oberschicht sieht Limousinen deutscher Hersteller als Statussymbol.

"Viele Autohersteller haben während der Wirtschaftskrise den Gürtel enger geschnallt. Bei weniger Kosten und steigendem Umsatz klingeln nun die Kassen", sagt Dudenhöffer.

Während die großen Hersteller jubeln, steht der weitaus kleinere Autobauer Saab vor Problemen. 2010 liefen nur 30.000 Fahrzeuge beim schwedischen Hersteller vom Band. Damit kann es der insolvenzgefährdete Autobauer, der bis 2010 zu GM gehörte, nicht gegen übermächtige Konkurrenten wie BMW mit mehr als einer Million Pkw aufnehmen. Die niederländischen Eigner Swedish Automobile (früher Spyker) haben am Freitag mit zwei Wochen Verspätung nur durch einen Aktienverkauf die Juli-Gehälter zahlen können. Der Kostennachteil ist für die Firma zu groß.

Besser sieht es für Opel aus: Die deutsche GM-Marke hat im zweiten Quartal zum ersten Mal seit Jahren einen Gewinn gemacht - in Höhe von 100 Millionen Dollar. Satte Gewinne erwartet GM erst für 2012. Dafür musste Opel bluten: 8000 Mitarbeiter mussten gehen, das Werk in Antwerpen wurde geschlossen. Das Chaos um den Verkauf, den GM in letzter Minute abblies, hinterlässt allerdings ein ramponiertes Image. Dudenhöffer erwartet, dass sich der erschlankte Konzern hinauf arbeiten kann - und durch das Elektroauto Ampera, das heuer auf den Markt kommt, als Vorreiter für Innovation positioniert.

Der Opel-Mutterkonzern GM wird heuer Toyota wieder vom Thron stoßen. Die Japaner leiden aber unter den Folgen des Erdbebens. VW will heuer erstmals mehr als acht Millionen Pkw verkaufen und könnte Toyota damit überholen, die 7,6 Millionen anpeilen.

VW muss allerdings aufpassen, sich auf dem Weg nach oben nicht zu verzetteln, warnt der Autoexperte. "VW hat zu viele Baustellen, um erfolgreich zu sein", spielt er auf die VW-Pläne für einen Lastwagenkonzern aus MAN und Scania sowie die Entwicklung von Billig- und E-Autos an.

Nach dem erwarteten Absatzrekord heuer ziehen aber für 2012 dunkle Wolken auf: In China wird sich der Autoabsatz um nur mehr zehn Prozent Wachstum einpendeln. "Eine Blase wäre ohnehin gefährlich", so Dudenhöffer. Risiko bleibt durch die Schuldenkrisen in den USA und Europa. "Die große Frage ist, ob durch die Konsumzurückhaltung 2012 ein neuerlicher Abschwung beginnt", so der Experte.