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Trudeau könnte Kanadas Liberale an die Spitze führen

Von Alexander U. Mathé

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Sohn des verstorbenen Ex-Premiers ist Favorit für | den Chefsessel der angeschlagenen liberalen Partei.


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Ist es sein Name, sein Aussehen, das Aussehen seiner Frau, sein charmantes Wesen oder seine Eloquenz? Den Grund für die Beliebtheit von Justin Trudeau klar festzumachen ist schwierig. Doch so viel ist sicher: Seine Popularität könnte Kanadas Liberalen zu frischem Glanz verhelfen, darin sind sich die Analysten einig. Der Sohn des verstorbenen Ex-Premiers Pierre Elliott Trudeau wird derzeit von allen Seiten bekniet, die Führung der Partei zu übernehmen, die Kanada über weite Strecken seiner Geschichte dominiert hat, jedoch nach einem katastrophalen Ergebnis bei den letzten Wahlen im Jahr 2011 auf den dritten Platz rutschte. Es ist nicht das erste Mal, dass Trudeau mit dem Parteivorsitz in Verbindung gebracht wird. Schon 2008 galt er dafür als Favorit, bewarb sich allerdings nie.

Seiner Beliebtheit zum Trotz meinen Kritiker, dass ihm die politische Tiefe und Schwere fehlten, um Premier zu werden. Er gilt ein wenig als Leichtgewicht, auch wenn ihm die Politik in die Wiege gelegt wurde. Er wurde am 25. Dezember 1971 als Sohn von Premier Pierre Trudeau und dessen Frau Margaret geboren, deren Vater Fischereiminister war. Schon im Alter von 16 Jahren unterstützte Justin den damaligen liberalen Parteichef John Turner. Später studierte er Literatur und wurde Französischlehrer. Verheiratet ist er mit dem Model Sophie Grégoire, mit dem er zwei Kinder hat. Trudeaus Eloquenz schlug erstmals landesweit bei einem traurigen Ereignis ein: dem Staatsbegräbnis seines Vaters im Jahr 2000. Seine Grabesrede bewegte die Massen dermaßen, dass der übertragende Fernsehsender regelrecht bestürmt wurde, die Rede noch einmal auszustrahlen.

Trudeau hat auch ein grünes Herz. 2005 machte der Mann, der ein Studium der Umweltgeographie begonnen hat, gegen eine Zinkmine im Wert von 100 Millionen Dollar mobil, da er befürchtete, dass sie den angrenzenden Fluss verseuchen werde. Seit 2008 ist Trudeau Abgeordneter aus der Provinz Québec. Dass er auch schon einmal ordentlich zuschlagen kann, hat Trudeau im März bewiesen. Da hat er an einem Charity-Boxen teilgenommen und seinen Rivalen, den konservativen Senator Patrick Brazeau, so richtig vermöbelt und siegte durch technisches K.o. Trudeau ist auch nicht von ungefähr der Spendensammler Nummer 1 seiner Partei. Ob er ihr nun auch den Chef machen wird, will er am Dienstag verkünden. Bisher lehnte er den Posten immer aus Rücksicht auf sein Familienleben ab.