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Trump?

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Als am 16. Juni 2015 Donald Trump seine Bewerbung für das Amt des US-Präsidenten bekanntgab, belächelten ihn viele. Auch in seiner Partei, den Republikanern, gaben die meisten dem umstrittenen Unternehmer keine Chance. Nun ist er offiziell Kandidat und wird gegen Hillary Clinton antreten, die das Rennen bei den Demokraten für sich entschieden hat.

Trumps bewiesene Durchsetzungskraft wird wohl manche ins Grübeln bringen, seine politischen Inhalte können es nicht sein. Und seine Entscheidung, den erzreaktionären Senator Mike Pence als Kandidaten für den Vizepräsidenten zu nominieren, schreckt auch konservative Europäer. In den USA verglich ein republikanischer Politiker das Duo gar mit der Sowjetunion der 1980er Jahre.

Der Papierform nach hat Trump gegen Clinton keine Chance, aber auch in den USA gibt es starke Ressentiments gegen das "politische Establishment". Und das repräsentiert nun einmal Clinton - als Ex-Außenministerin und Ex-First Lady in Bill Clintons Präsidentschaft.

Angesichts der komplexen und unsicheren Welt mag man sich in den USA einen Präsidenten Donald Trump nicht vorstellen, denkbar ist es nun immerhin. Clinton wird sich anstrengen müssen, und ihr demokratischer Widersacher Bernie Sanders wird überzeugender als bisher für sie eintreten müssen, um das Rennen für die Demokraten nach Hause zu bringen.

Eine wesentliche Rolle wird auch Barack Obama im Wahlkampf spielen müssen. Der nach zwei Perioden abtretende US-Präsident ist beliebter als jeder andere Amtsinhaber vor ihm - kurz vor dem Ausscheiden.

Für Europa wäre Trump als US-Präsident ein Desaster. Die USA sind die stärkste Militärmacht der Welt. Trump hält die Nato für obsolet, was wohl nur Wladimir Putin freut. Seine Wirtschaftspolitik ist protektionistisch, europäische Unternehmen hätten es unter ihm in den USA nicht leicht. Seine Steuersenkungspläne sind - höflich ausgedrückt - mittelgut.

Dass Trump der Kandidat der Republikaner geworden ist, liegt auch an der Zerstrittenheit der US-Konservativen. Nun ist zu hoffen, dass sie weiter streiten und damit den Wahlkampf versemmeln. Das Duo Trump/Pence mag die im Westen derzeit salonfähige Systemkritik veranschaulichen. Für die USA und für die Welt wären die beiden - schwierig.