Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Donald Trump wäre der gefährlichste Präsident der amerikanischen Geschichte. Das sagen nicht irgendwelche Dirty-Campaigners oder Spin-Doktoren der Mitbewerberin um das US-Präsidentenamt, Hillary Clinton, sondern republikanische eher-doch-nicht Parteifreunde Trumps. Dem Immobilienmilliardär mangele es an "Charakter, Werten und an Erfahrung, um Präsident zu sein", schrieben 50 führende republikanische Sicherheitsexperten in einem offenen Brief an die "New York Times". Der Kandidat falle durch "erratisches Verhalten" und "gefährliche Eigenschaften" auf, die ihn für das Präsidentenamt ungeeignet machten. Zudem sei er nicht bereit zu lernen. Ein in der Geschichte der US-Wahlkämpfe beispielloses Vorgehen, dass Partei-Eliten vor ihrem eigenen Kandidaten warnen. Aber bei dieser US-Wahl ist eben nichts wie immer.
Die Unterzeichner seien "nichts anderes als eine gescheiterte Washingtoner Elite, die sich an ihre Macht klammert", schoss Trump umgehend zurück.
Die Unterzeichner des offenen Briefes haben recht. Trump ist eine Gefahr für die USA, aber nicht nur das: Trump ist eine Gefahr für die Welt.
Trump hat die Dysfunktionalität des politischen Systems der amerikanischen Postdemokratie schonungslos offengelegt. Er ist ein Beispiel für den hohen Grad an Dekadenz des polit-medialen Komplexes der Vereinigten Staaten.
Freilich: Für arroganten Anti-Amerikanismus besteht kein Anlass. Italien hat schließlich bereits vor Jahren mit dem korrupten, dekadenten Medientycoon Silvio Berlusconi den Prototypen des Trumpismus geliefert. Und Europas Rechtspopulisten spucken ähnlich vernunftbefreite Töne wie Trump, haben mit ihrem ranzig-ewiggestrigen Nationalismus aber nicht dessen Unterhaltungswert.
Der Trost für US-Strategen bei einer Trump-Präsidentschaft? Die Mad-Man-Theorie, wie sie US-Präsident Richard Nixon anwandte: Er wollte die Welt überzeugen, dass er zu irrationalen Handlungen - sprich zum nuklearen Erstschlag - fähig wäre, wenn Sowjets und Chinesen im Vietnamkrieg nicht einlenken. Nixon war zwar auch einigermaßen psychotisch, im Vergleich zu Trump allerdings ein unauffälliger Normalo. Die Mad-Man-Strategie würde bei Trump daher viel effektiver wirken. Und genau das ist es wohl, was nicht nur den Verfassern des offenen Briefes Angst macht.