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Wien. Donald Trump ist Präsident der USA und die ganze Welt steht kopf: Der renommierte US-Politologe Dan Hamilton von der Johns Hopkins University kennt diesen Umstand, in der Landesverteidigungsakademie Wien war er bemüht, den Mann im Weißen Haus einer "Normalisierung" zu unterziehen. Trump - ein Verrückter? "No way", sagte Hamilton. Der Republikaner sei lediglich widersprüchlich in seinen Handlungen, in einem fatalen Spannungsverhältnis von Instinkt und Institutionen gefangen. Ein Mann, der intuitiv agiere und auf ein System von Checks und Balances stoße, das seine Pläne durchkreuze.
Ein Quereinsteiger, ein "Auch-Politiker", sei Trump, der die klassische politische Ochsentour vermieden habe und gerade deshalb ohne verlässliche Partner dastehe. Diese Einsamkeit sei der Hauptgrund dafür, dass Trump nicht vom Fleck komme: Stillstand bei der Rücknahme von Obamacare, Stillstand beim Ausbau der Infrastruktur, Stillstand überall. Wird Trump künftig mehr Erfolg haben? "Ich sehe da keine Chance", fällte Hamilton am Mittwoch sein vernichtendes Urteil. Dazu müsste Trump Bündnisse schließen "und das kann er nicht".
Ein Eigenbrötler also, ein Maverick, der alleine dem (Sonnen-)
Untergang entgegen reitet.
Lehre von den Grundströmungen
Dabei, so führte Hamilton aus, sei in den USA nur erfolgreich, wer in der Lage sei, ein Bündnis zwischen zwei von drei gesellschaftlichen Grundströmungen zustande zu bringen. Da wäre zunächst einmal die Gruppe jener, die an den Ausbau der Demokratie, an Menschenrechte und den Freihandel glaube. Dann die "Jeffersonians", die nach innen gerichtet seien und in erster Linie die Probleme zuhause lösen wollten. Barack Obama habe dieser Gruppe angehört. Und dann die kompromisslosen "Jacksonians". Ursprünglich nur weiße Männer mit Landbesitz, kompromisslose Menschen, im Schwarz-Weiß-Denken verhaftet und zu kriegerischer Brutalität neigend. George W. Bush sei ein Vertreter dieser Gruppe gewesen, als er nach 9/11 die ultimative Frage nach "für uns oder gegen uns" gestellt habe. Der letzten Gruppe gehöre auch Trump an. Der sei aber unfähig, Brücken zu mindestens einer der anderen beiden Strömungen zu bauen - sein politisches Todesurteil.
Was bleibt, ist schnell erklärt. Die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu Russland werden laut Hamilton "schwierig sein". Trump, dem vorgeworfen wird, ein Freund Putins zu sein, habe da "wenig Spielraum". Russland sei für Washington wirtschaftlich unbedeutend und daher für Trump an sich keine Priorität. Was die Untersuchungen zu angeblich illegalen Russland-Kontakten der Trump-Administration ans Tageslicht brächten, werde sich weisen, so Hamilton.
Und Trumps Verhältnis zur Nato? An sich problemlos, sagt der Politologe, es gehe Trump darum, dass die Europäer ein wenig mehr Geld bereitstellten. Das sei nur recht und billig.