Zum Hauptinhalt springen

Trump hat in Asien keinen klaren Plan

Von Klaus Huhold

Analysen

Der US-Präsident reist in den kommenden Tagen durch fünf asiatische Länder. Bisher war seine Asien-Politik sprunghaft und impulsiv. Davon profitiert China. Eine Analyse.


Wien/Peking. Donald Trump wird auch in Asien Donald Trump sein. Der nationale Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster kündigte bereits an, dass der US-Staatschef bei seiner neuntägigen Reise, die ihn ab Sonntag nach Japan, Südkorea, China, Vietnam und auf die Philippinen führen wird, sich kein Blatt vor den Mund nehmen wird. "Ich glaube nicht, dass der Präsident seine Rhetorik wirklich abmildert", sagte McMaster.

Das hat Trump kurz vor seiner Abreise am Freitag - ein erster Zwischenstopp wird ihn zunächst nach Hawaii führen - noch einmal unterstrichen. Der 71-Jährige sinnierte darüber, dass sich Japan in den Nordkorea-Konflikt einmengen könnte. "Japan ist eine Kriegsnation, und ich sage China und allen anderen, die mich hören: Sie werden ziemlich bald ein großes Problem mit Japan bekommen, wenn Sie zulassen, dass es mit Nordkorea so weiter geht", sagte Trump im TV-Sender Fox News. Gleichzeitig meinte der US-Präsident, Chinas Staatschef Xi Jinping sei im Nordkorea-Konflikt "ziemlich grandios" gewesen.

Diese Worte verwirren eher, als dass sie Klarheit schaffen. Was soll Japan, das eine pazifistische Verfassung besitzt, hier nun konkret unternehmen? Und ist China nun böse oder gut?

Die widersprüchlichen Worte Trumps könnten jedenfalls bei US-Verbündeten, allen voran Japan und Südkorea, Befürchtungen nähren, die diese schon länger hegen. "Die größte Sorge ist, dass Trumps große Asien-Politik, seine Nordkorea-Politik nicht sehr durchdacht sind (...), sondern immer nur eine Reaktion auf Umstände darstellen", sagte der Politologe Toshihiro Nayakama von der japanischen Keio Universität der Nachrichtenagentur Reuters.

Tatsächlich wirkt die Trumpsche Nordkorea-Politik, zumindest nach außen hin, oft eher impulsiv als durchdacht. Fraglich ist etwa, wohin die verbalen Ausbrüche Trumps, der Nordkorea "Feuer und Zorn" angedroht hat, führen sollen. Will er tatsächlich mit einem Angriff auf Nordkorea, das offenbar bereits Atomwaffen besitzt, eine ganze Region in Brand setzen? Jedenfalls setzt Trump damit gefährliche rote Linien, die seinen Handlungsspielraum einengen.

Klar ist das Ziel: Nordkorea, das sein Atomprogramm immer schneller weiterentwickelt, soll zur Abrüstung gezwungen werden. Unklar ist aber, welcher Weg dorthin führen soll.

Ähnliches lässt sich auch in anderen Bereichen der Asien-Politik Trumps feststellen. So schimpft dieser etwa seit seinem Amtsantritt über das Handelsbilanzdefizit, das die Vereinigten Staaten mit China haben, beschwert sich, dass die Volksrepublik den USA geistiges Eigentum stehlen würde. Er will das ändern - aber wie, ist bis heute offen.

Einerseits droht der US-Präsident der Volksrepublik Strafmaßnahmen an. Andererseits meinte er nach dem Treffen mit Xi in Florida im April dieses Jahres, dass sich eine "herausragende Beziehung" entwickelt habe.

Umkehrung der Obama-Politik

Auch unter Trumps Beratern scheint man sich uneinig zu sein, wie mit China zu verfahren ist: Während die einen es auf einen Handelskrieg ankommen lassen wollen, warnen die anderen genau davor. Deshalb wird Chinas Staatschef Xi wohl erst beim Eintreffen Trumps im Reich der Mitte am Mittwoch kommender Woche wissen, ob ein lächelnder oder wütender US-Präsident zu Gast sein wird.

Jedenfalls war auch schon die Regierung von Barack Obama darum bemüht, den Einfluss der aufstrebenden Großmacht China zurückzudrängen. Deshalb wurde das transpazifische Freihandelabkommen TPP ins Leben gerufen. Das hätte die USA mit verschiedenen Staaten aus der Region wie Japan, Malaysia oder Singapur enger zusammenspannen sollen, wobei China absichtlich nicht berücksichtigt wurde. Doch Trump kassierte das Abkommen, weil er es als Bedrohung für die die Jobs der US-Arbeiter ansah. Was er stattdessen will, ist aber wieder unklar.

China füllt bereits das von den USA hinterlassene Vakuum. Xi hat die "Neue Seidenstraße" ins Leben gerufen. Von Asien über Europa bis nach Afrika will Peking seine Handelspartner enger an sich binden. Die Volksrepublik vergibt Kredite, investiert selbst, baut Häfen und Straßen und öffnet somit ihren Firmen Märkte.

Besonders deutlich zeigt sich das in Südostasien, wo Trump mit Besuchen in Vietnam und auf den Philippinen Station machen wird. In der gesamten Region wird mit chinesischer Hilfe derzeit massiv die Infrastruktur verbessert, während chinesische Konzerne wie der Internetgigant Alibaba dort eine Firma nach der anderen kaufen. China hat einen klaren Plan, wie es an Einfluss und Größe gewinnen will. Und je mehr Trump laviert, desto stärker spielt er Peking in die Hände.