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Nicht nur Neurologen wissen: Ferndiagnosen sind schwierig. Insofern ist es durchaus beruhigend zu wissen, dass der Präsident der Vereinigten Staaten in der Lage ist, ein Nashorn zu erkennen und einen Würfel zu malen. Mit diesem Test sollte kürzlich die mentale Stabilität des Obersten Twitterers untermauert werden. Wie ermutigend: Trump schafft die Schulreife - und das mit Bravour! Zum Glück muss er nicht Nordkorea auf der Karte finden. Wer weiß, wo dann in Zukunft überall Liebesgrüße aus Washington zugestellt würden.
Doch es gibt auch Gegenmeinungen: Montag ließ der Salzburger Politologe Reinhard Heinisch mit einer Beschwerde aufhorchen: Die europäische und österreichische Trump-Berichterstattung sei zu "undifferenziert". Der US-Präsident würde als "Kindkaiser" beschrieben, dabei gäbe es auch andere Interpretationen, die medial aber keinen Platz fänden.
Eine davon: Hinter den außenpolitischen Kapriolen stehe eine "urclevere Strategie", um "mit viel Show die Gegner abzulenken, um schließlich genau das zu erreichen, was er erreichen wolle". Alle Achtung! Zu so einer Interpretation gehört Fantasie. Natürlich kann man, wenn man Hufe klappern hört, auch an ein Zebra in allen Farben des Regenbogens denken. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass ein Gaul um die Ecke trabt. So ist es auch mit den vielen haarsträubenden Meldungen und Tweets aus den USA. Sicher, es könnte auch alles nicht so schlimm sein, wie es sich anhört. Wahrscheinlich ist das aber nicht. Lieber sich nachträglich über ein Wunder freuen, als schon vorher damit zu rechnen. Auch im Journalismus.