Schneiden die von ihm unterstützten Kandidaten bei den Midterms gut ab, dürfte der Ex-Präsident schon bald seine Kandidatur für 2024 bekanntgeben.
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Washington. Die Inszenierung von Donald Trumps allerletzter Wahlkampfveranstaltung in Ohio ließ wenig Zweifel an der Botschaft: Im Vordergrund das mit US-Flaggen umrahmte Rednerpult, dahinter die mit einem golden "Trump"-Schriftzug versehene Boeing 757, die unweigerlich an jene Zeit erinnert, als der New Yorker Immobilientycoon als 45. US-Präsident aus der "Air Force One" kletterte.
Offiziell verkündet hat Trump eine erneute Kandidatur im Jahr 2024 bei seinem Auftritt am Flughafen von Dayton trotz aller davor gestreuten Gerüchte allerdings noch nicht - wohl auch weil in der republikanischen Partei zuletzt die Sorge laut geworden war, dass ein neuerliches Antreten des 76-Jährigen den Demokraten bei den Midterm Elections in allerletzter Minute einen Mobilisierungsschub verschaffen könnte.
Doch es dürfte nur eine Frage von Tagen sein, bis sich Trump aus der Deckung wagt. Er werde am 15. November auf seinem Anwesen in Florida eine "große Ankündigung" machen, versprach Trump den tausenden Anhängern, die sich am Flughafen von Dayton versammelt hatten.
Trump geht auf Nummer sicher
Mit einem späteren Termin geht Trump auch auf Nummer sicher. Denn eine Woche nach den Zwischenwahlen, bei denen alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und 35 der 100 Sitze im Senat neu vergeben werden, dürfte auch in jenen Staaten, in denen sich der Auszählungsprozess hinauszögern könnte, klar sein, wie sich die von Trump unterstützten Kandidaten geschlagen haben. "Trump hat viel zu verlieren, denn wenn seine Kandidaten sich als Strohfeuer erweisen, dann wird der Eindruck entstehen, dass er seine Magie verloren hat", sagt der Geschichts- und Medienprofessor David Greenberg von der Rutgers-Universität im Bundesstaat New Jersey.
Der nach seiner Wahlniederlage gegen den Demokraten Joe Biden im November 2020 und der Kapitol-Erstürmung im Jänner 2021 in Schimpf und Schande aus dem Weißen Haus ausgeschiedene Trump hatte es schnell geschafft, seine Macht über die Republikaner zurückgewinnen. Wären jetzt parteiinterne Präsidentschaftsvorwahlen, so gibt es wenig Zweifel, dass Trump klar gewinnen würde. "Trotz seiner Niederlage beim Versuch einer Wiederwahl, zweier Impeachments, fast einem Dutzend ernsthafter Strafermittlungen und zahlloser Skandale, die schon seit langem fast jeden anderen Politiker versenkt hätten, bleibt Trump der klare Anführer der Republikanischen Partei", sagt der Politikwissenschaftler Nicholas Creel.
Sein Einfluss hatte Trump in den vergangenen Monaten auch zum Königsmacher gemacht. Kandidaten, die nicht die Unterstützung des Ex-Präsidenten genossen, hatten oft wenig Chancen, sich in den Vorwahlen bei der rechten Parteibasis durchzusetzen. Auf den Stimmzetteln für die Zwischenwahlen fanden sich auf republikanischer Seite daher vor allem Kandidaten, die sich nicht nur durch bedingungslose Loyalität zu Trump auszeichneten, sondern die auch öffentliche Zweifel an der Legitimität von Bidens Wahlsieg im Jahr 2020 hegten.
Damit wurden allerdings auch zahlreiche Kandidaten nach oben gespült, die als Quereinsteiger oft nur über unzureichende politische Erfahrung verfügen. So fiel Herschel Walker, der Senatskandidat in Georgia, vor allem wegen Vorwürfen der häuslichen Gewalt, falschen Angaben zu seinem Lebenslauf und rhetorischen Schwächen auf. Zwei Wochen vor der Wahl geriet der erzkonservativer Abtreibungsgegner zudem durch Berichte in Bedrängnis, er habe 2009 eine Freundin zu einer Abtreibung gedrängt und für den Schwangerschaftsabbruch gezahlt. Ebenfalls umstritten sind der Promi-Mediziner Mehmet Oz in Pennsylvania, der Erfolgsautor J.D. Vance in Ohio und der Finanzinvestor Blake Masters in Arizona.
DeSantis als großer Rivale
Ein klarer Erfolg seiner Kandidaten bei den Zwischenwahlen dürfte Trump zudem helfen, Ron DeSantis, seinen wohl größten parteiinternen Konkurrenten für die Präsidentschaftswahl im Jahr 2024, auf Distanz zu halten. Schon bei seiner Wahlkampfveranstaltung in Miami vor wenigen Tagen erwähnte der Ex-Präsident den Gouverneur von Florida abgesehen von einem kleinen Seitenhieb mit keinem Wort.
Anders als viele seiner republikanischen Kollegen macht DeSantis seine Bewerbung für die Wahlen 2024 nicht davon abhängig, ob Trump antritt, sondern schließt explizit nicht aus, gegen den ehemaligen Amtsinhaber in den Ring zu steigen.
Bei seinen eigenen Auftritten argumentiert DeSantis ruhig und wesentlich weniger angriffig und untergriffig, als es das Publikum von Donald Trump gewohnt ist. Liberale Positionen vertritt aber auch der 44-Jährige nicht. So hat DeSantis heuer etwa ein Gesetz in Kraft gesetzt, das den Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in Volksschulen verbietet.(rs)