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Trump und Clinton über alles – aber nur fast

Von Klaus Stimeder

Politik

Trump bei Republikanern klarer Sieger am "Super Tuesday", Cruz und Rubio feiern Achtungserfolge. Clinton bei Demokraten klar vorn.


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Washington D.C. Alles bleibt seltsam in diesem amerikanischen Wahljahr und der vorläufig letzte Akt, der am gestrigen Tag in Gestalt der Ergebnisse des sogenannten "Super Tuesday" hervortrat, bildete dabei keine Ausnahme. Im Süden triumphierte Donald Trump: Der 69-jährige New Yorker Immobilienmagnat gewann, teils mit deutlichem Abstand zu seinen verbliebenen Widersachern, in den Bundesstaaten Georgia, Alabama, Arkansas, Tennessee und Virginia. Nachdem sich im Laufe des Abends noch Siege im Nordosten dazu gesellten: auch die Wähler in Vermont und Massachusetts stimmten mehrheitlich für Trump – war er der klare Tagessieger. Und trotzdem fiel sein Erfolg nicht so eindeutig aus, dass seine Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten schon jetzt eine ausgemachte, sprich nicht mehr zu verhindernde Sache ist.

Ted Cruz konnte sich nicht nur seinem Heimat-Bundesstaat Texas behaupten, sondern verwies Trump auch in Oklahoma auf Platz zwei. Eine kleine, aber nicht zu unterschätzende Überraschung, die der erzkonservative Senator sogleich insofern auszuschlachten suchte, als er an die Parteifreunde appellierte, endlich einzusehen, dass er und nicht Marco Rubio der einzige sei, der Trump noch stoppen könne. Der junge Senator aus Florida, deklarierter Favorit des Parteiestablishments, schien noch am frühen Abend praktisch aus dem Rennen; bis kurz vor Mitternacht Ortszeit das Ergebnis des Minnesota Caucus bekannt gegeben wurde, bei dem er auf Platz eins gelandet war. Es war der erste Bundesstaat überhaupt, in dem Rubio vor Trump und Cruz lag – was ihm nicht nur (seiner Meinung nach) die Legitimation verschafft, nicht nur im Rennen zu bleiben, sondern den Anspruch zu erheben, dass vielmehr er der einzige Kandidat sei, der im Herbst den Kandidaten der Demokraten schlagen könnte.

Kein Zweifel an Hillary Clintons Kür

Bei nämlichen wiederholte sich am Super Tuesday ein nunmehr schon bekanntes Muster, das sich wie folgt darstellt: Niemand zweifelt noch ernsthaft daran, dass sie Hillary Clinton auf ihr Banner hieven werden – aber Bernie Sanders, der selbst erklärte demokratische Sozialist aus Vermont, hört trotzdem nicht auf zu nerven. Wie Trump gewann Clinton alle südlichen Bundesstaaten mit deutlichem Abstand, wie auch das strategisch wie psychologisch wichtige Massachusetts. Aber Sanders siegte nicht nur in seiner Heimat Vermont, dem er als Senator dient, sondern auch in Oklahoma, Minnesota und Colorado.

Was das angesichts des Wahlkalenders alles bedeutet? Bei den Republikanern eine Schlammschacht bis zum bitteren Ende. Das könnte als erstes für Rubio am 15. März kommen, wenn in Florida gewählt wird. Für den 44-Jährigen gilt dasselbe wie für Cruz: Wer es nicht schafft, seinen Heimat-Bundesstaat zu gewinnen, hat keine Berechtigung mehr, im Rennen zu bleiben. Was sich bis dahin abzeichnet, ist indes mit dem vergleichbar, was sich 2008 bei den Demokraten abspielte, als sich Clinton und Barack Obama matchten. Damals gelang es Clinton zwar, an den jeweiligen "Super Tuesdays" signifikant zu punkten, aber Obama schaffte es, quasi auf leisen Sohlen und nach dem Motto "Kleinvieh macht auch Mist", systematisch die Stimmen der Delegierten von kleineren Bundesstaaten und Territorien einzusammeln, denen sonst nicht viel Beachtung zuteil wird. Sollte auch noch dazukommen, dass sich in der Zwischenzeit de facto chancenlose Kandidaten wie John Kasich (Gouverneur von Ohio) und der pensionierte Gehirnchirurg Ben Carson endlich verabschieden, wird der Kampf richtig heftig werden.

Nach der Wahl ist vor der Wahl

Schon in drei Tagen finden auf Seiten der Republikaner Caucusses in Kansas, Kentucky und Maine sowie eine Primary in Louisana statt. Nachdem es bei den Konservativen am Ende um jede einzelne Delegierten-Stimme gehen könnte, wird sich auch der Ausgang dieser sonst unter ferner liefen amtierenden Bewerbe im Brennglas der Öffentlichkeit wieder finden.
Der Vorhang ist offen, und fast alle Fragen auch noch. Bis zum nächsten Super Tuesday.