Nach dem Sturm auf das Kapitol wenden sich immer mehr Firmenpartner vom scheidenden US-Präsidenten ab. Das könnte für ihn teuer werden.
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Es wird immer enger für den noch amtierenden US-Präsidenten Donald Trump. Nachdem sein Vize Mike Pence offiziell die sofortige Absetzung des Präsidenten abgelehnt hatte, brachten die Demokraten nun einen zweiten Impeachment-Antrag im US-Repräsentantenhaus ein, über den im Laufe des Mittwochs abgestimmt werden sollte. Jetzt wenden sich auch einige republikanische Parteikollegen von Trump ab. So etwa der Senator Mitch McConnell laut "New York Times" und auch die republikanische Kongressabgeordnete Liz Cheney - sie gaben bekannt, für die Amtsenthebung stimmen zu wollen.
Trump wäre ohnehin nur noch bis 20. Jänner im Amt. Sollte er aber jetzt seines Amtes enthoben werden, darf er nach US-Recht nicht mehr für das Präsidentenamt kandidieren. Die Amtsenthebung wäre nicht nur für die Demokraten, sondern auch für die Republikaner eine willkommene Möglichkeit, sich seiner sehr umstrittenen Person zu entledigen. Abseits des Präsidentenamts sieht es für den Unternehmer derzeit jedenfalls nicht rosig aus.
New York kappt Geldhahn
Nach der Erstürmung des Kapitols durch Trump-Anhänger, die die Bestätigung des Wahlsiegs von Joe Biden verhindern wollten, wenden sich nun wichtige Geschäftspartner von Trump ab. Twitter sperrte seinen Account. Die Onlinehandelsplattform Shopify schloss Seiten mit Trump-Artikeln und der Online-Bezahldienst Stripe bearbeitete keine Zahlungen mehr für die Wahlkampf-Website des Präsidenten. Zudem hat die prestigeträchtige Professionals Golf Association (PGA) Trump den Kurs für 2022 in New Jersey entzogen.
Die Deutsche Bank hat laut Medienberichten beschlossen, keine Geschäfte mit dem Noch-Präsidenten mehr zu machen. Sie war zeitweise Trumps Hausbank und gewährte ihm vor seiner Präsidentschaft hohe Kredite für die Finanzierung von Immobilien. Insgesamt stehen noch Kredite von rund 340 Millionen Dollar (270 Millionen Euro) aus, die in den kommenden Jahren fällig werden.
Und nun hat auch die Stadtverwaltung von New York City angekündigt, keine Geschäfte mehr mit Trumps Firmen machen zu wollen. "Die Verträge machen sehr deutlich, dass wir das Recht haben, den Vertrag zu kündigen, wenn ein Unternehmen, die Führung eines Unternehmens, in kriminelle Aktivitäten verwickelt ist", sagte Bürgermeister Bill de Blasio am Mittwoch dem TV-Sender MSNBC. Die "Aufstachelung zum Aufruhr" stelle eindeutig eine kriminelle Aktivität dar, so der Demokrat.
Hoch verschuldet
De Blasio zufolge bringen die Attraktionen von Trumps Unternehmen, zu denen Karussells, Eislauf- und Golfplätze zählen, jährlich 17 Millionen Dollar, umgerechnet fast 14 Millionen Euro. Nach dem Ende seiner Präsidentschaft warten auf Trump ein massiver Schuldenberg und ein Rechtsstreit über Steuernachzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe. Recherchen der "New York Times" zufolge werden in den kommenden vier Jahren Kredite von mehr als 300 Millionen US-Dollar (247 Millionen Euro) fällig. Für diese soll Trump mit seinem Privatvermögen persönlich haften. Insgesamt sollt er für Schulden in der Höhe von 421 Millionen Dollar geradestehen.
Hinzu kommt der Rechtsstreit mit der Bundessteuerbehörde IRS über 73 Millionen Dollar, der seit 2010 anhängig ist. Dabei geht es um eine Steuerrückzahlung der Einkommensteuer Trumps von 2005 bis 2007. Auch die Deutsche Bank, die ihn jahrelang mit Geld versorgte, ist in einem Rechtsstreit um die Herausgabe von Trumps Steuerunterlagen verwickelt. Trump weigerte sich als erster US-Präsident, seine Steuererklärung zu veröffentlichen.
"Milliarden Dollar schwer"?
Ob Trump, wie behauptet, "Milliarden Dollar schwer" ist, ist auf der anderen Seite fraglich. Die Trump Organisation leidet derzeit nicht nur unter den politischen Turbulenzen rund um den Präsidenten, sondern auch unter den Folgen der Corona-Krise. Dort sind alle Bereiche - von den Golfklubs über Hochhäuser, Hotels oder die Reality-Show - zusammengefasst. Die Verluste seiner Golfressorts sollen sich schon auf 315 Millionen US-Dollar belaufen. Die Absage der PGA dürfte die Situation weiter verschärfen. Auch sein Luxushotel in Washington ist wegen der Corona-Pandemie und zahlreicher Boykottaufrufe defizitär. Pandemiebedingt sind alle Trump-Hotels weltweit deutlich unter ihrer üblichen Auslastung. Derzeit finden weder Urlaubs- noch Geschäftsreisen statt, Messen werden abgesagt, und das hat natürlich Auswirkungen auf die Ressorts und Hotels in den USA, in Großbritannien, in Indien und auf den Philippinen.
Die Organisation verfügt andererseits über ein beachtliches Immobilien-Portfolio. Ob und wie leicht sich diese Immobilien in Geld umwandeln lassen, ist aber fraglich, da derzeit vor allem die Preise für Gewerbe- und Geschäftsimmobilien sinken.(del)