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Strafzölle drohen - laut Konzernchef Eder wären zirka 400 Millionen Euro Umsatz davon betroffen.
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Wien. Wolfgang Eder blickt derzeit besorgt nach Amerika. Vor wenigen Jahren hat der Chef des börsennotierten Linzer Stahltechnologie-Konzerns Voestalpine die USA zu einem Wachstumsmarkt erklärt und dort damit begonnen, kräftig in den Bau von Werken zu investieren. Doch mittlerweile ist diese Wachstumsfantasie zum Teil wieder verflogen - und zwar wegen des neuen US-Präsidenten Donald Trump, der mit Strafzöllen droht und internationale Handelsabkommen infrage stellt.
Kommt es hart auf hart, wären ungefähr 400 Millionen Euro Umsatz von Trumps Maßnahmen betroffen, so Eder am Donnerstag. Wobei es vor allem um Edelstahlerzeugnisse, Ölrohre und Bandprodukte für die Autoindustrie gehe. Zuletzt erzielte die Voestalpine in den USA einen Umsatz von knapp einer Milliarde Euro (weltweit waren es 11,3 Milliarden).
Mit dem brisanten Thema USA ist im Konzern bereits eine eigene Taskforce beschäftigt. "Der juristische Aufwand ist enorm", berichtet Eder. "Wir sind gerade dabei, unsere Position rechtlich auszuloten." In den kommenden vier bis acht Wochen soll es hier Klarheit geben.
Tritt auf die Bremse
Mit dem Großteil ihrer Investitionen in den USA hat die Voestalpine unterdessen keine Probleme, wie Eder erklärt. "Von der Diskussion nicht erfasst" seien etwa die sieben Standorte für die Weichenproduktion, aber auch das im vergangenen Herbst neu in Betrieb genommene Roheisenwerk in Texas (Corpus Christi).
Andere US-Standorte haben allerdings das Problem, dass sie das Vormaterial aus Europa beziehen und diesen Importen ebenfalls hohe Zölle drohen. An diesen Standorten will Eder aber auch im Fall des Falles festhalten. Beim Vormaterial müsste man sich dann eben nach kostengünstigen Alternativen umsehen.
In Summe hat die Voestalpine in den USA in den vergangenen fünf Jahren 1,2 Milliarden Dollar investiert, wovon der größte Brocken mit knapp mehr als einer Milliarde auf das Werk in Corpus Christi entfiel. Künftig tritt Eder bei den US-Investitionen aber auf die Bremse, wobei Trump gar nicht einmal der Hauptgrund sei. "Wir können in dem Tempo in einem einzigen Markt nicht weitermachen wie bisher", erklärt er. "Wir hätten in jedem Fall unsere Investitionen zurückgenommen."
Kapfenberg bangt noch
Fix geplant ist indes, dass 270 bis 300 Millionen Euro in den Bau eines neuen Edelstahlwerks fließen sollen. Stimmen vor allem die ökologischen und energiepolitischen Rahmenbedingungen, soll das bestehende Edelstahlwerk am steirischen Standort Kapfenberg (zirka 3000 Mitarbeiter) durch das neue ersetzt werden. Im Herbst soll eine Grundsatzentscheidung getroffen werden. Wird gegen die Böhler-Stadt Kapfenberg entschieden, wäre dies ein schwerer Schlag für die Region. Zu möglichen Standort-Alternativen will das Voestalpine-Management derzeit jedoch nichts sagen.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 hat die Voestalpine mit weltweit gut 49.700 Mitarbeitern zwar mehr Umsatz gemacht, aber wegen eines bilanziellen Sondereffekts mit 527 Millionen Euro unter dem Strich um mehr als ein Zehntel weniger verdient als im Jahr davor. Dennoch soll die Dividende um fünf Cent auf 1,10 Euro je Aktie angehoben werden.
Für das Geschäftsjahr 2017/18 ist Eder zuversichtlich: "Aus aktueller Sicht zeichnet sich trotz der Unwägbarkeiten in der Einschätzung der zweiten Jahreshälfte eine deutlich positive Entwicklung von Umsatz und Ergebnis ab."