Der ehemalige Präsident führte namentlich all jene an, die an ihm Kritik geübt oder gegen ihn gestimmt haben.
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Donald Trump hat in seiner Zeit als amtierender US-Präsident das Wort "Hexenjagd" oft und gern verwendet. Dass der Oberste Gerichtshof erlaubt habe, seine Finanzen zu untersuchen, sei nichts anderes als eine "Hexenjagd" gegen ihn. Die Untersuchungen, ob Russland sich in den US-Wahlkampf eingemischt hat und als Steigbügelhalter für Trump gedient habe, sei eine "Hexenjagd". Und zuletzt nannte er das zweite Amtsenthebungsverfahren gegen ihn Teil der "größten Hexenjagd in der Geschichte des Landes." McCarthy-Ära hin oder her.
Dass Trump besser im Austeilen ist als im Einstecken, ist hinlänglich bekannt. Und so attackierte Trump diejenigen Republikaner, die bei der Amtsenthebung gegen ihn gestimmt haben - und diejenigen, die zwar nicht gegen ihn gestimmt haben, aber sich Kritik an ihm erlaubt haben, wie der mächtigste Republikaner im Senat, Mitch McConnell.
Haarklein zählte Trump am Sonntag alle Namen auf von jenen Republikanern, die ihm in den letzten Wochen oder Monaten sozusagen die Treue verweigert haben. Er nannte sie "Rinos", im Englischen ein verächtliches Akronym für Republikaner, die gar keine sind ("Republicans In Name Only"). Die Partei soll von ihnen gesäubert werden: "Werdet sie los", sprach Trump und die Menge jubelte ihm Sonntag Abend zu. Ort des Geschehens war Trumps neuer Hauptwohnsitz Florida. Dort trat er Sonntagabend erstmals seit seinem Abgang als Präsident vor fünf Wochen wieder vor einer Menschenmenge auf. Die Bühne war die "Conservative Political Action Conference", bei der Spenden für die republikanische Kriegskasse gefüllt werden. Solche Veranstaltungen laufen im Normalfall in der Hauptstadt Washington über die Bühne. Aber das Komitee ist kurzfristig nach Florida umgezogen. Einerseits, um näher an Trump zu sein. Andererseits sind die Corona-Auflagen für Massenveranstaltungen auf der Halbinsel ungleich laxer als in der Hauptstadt.
Trump, der noch immer ohne seine üblichen Social-Media-Verstärker auskommen muss, genoss es sichtlich, wieder vor einem Publikum zu stehen. "Habt ihr mich schon vermisst?", frage er gleich zum Anfang und wusste bereits die Antwort: Schließlich waren nur seine Fans gekommen, die an einem Punkt des Abends auch: "Du hast gewonnen! Du hast gewonnen! Du hast gewonnen", skandierten. Und Trump flirtete offen mit einer erneuten Kandidatur 2024: "Vielleicht schlage ich sie (die Demokraten, Anm.) ja noch ein drittes Mal." Da erntete Trump sogar Standing Ovations.
Führungsanspruch
Mit seinem Auftritt machte Trump klar, dass er weiterhin den Führungsanspruch in der Republikanischen Partei erhebt. Um das zu unterstreichen, behauptete er auch, dass er keine neue Partei gründen werde. Auch wenn er genau darüber vor kaum einem Monat noch laut nach gedacht habe. Aber im Hier und Jetzt will Trump die gesamte Republikanische Partei hinter sich wissen.
Dabei waren laut einer Umfrage nicht einmal alle Anwesenden in Florida davon überzeugt, dass Trump noch einmal kandidieren solle. Obwohl sie hinter Trump stünden, sagten immerhin 32 Prozent, sie seien sich nicht sicher, ob Trump es noch einmal probieren solle.