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Tschechien erhält die Rechnung für bankrotte Bank

Von WZ-Korrespondentin Alexandra Klausmann

Wirtschaft

Als Entschädigung droht Rekordsumme von 1,4 Mrd. Euro. | Tschechen wollen sich wehren. | Prag. Schuldig, befand am Freitag vergangener Woche ein internationales Schiedsgericht in London. Das Tribunal urteilte, der tschechische Staat habe im Jahr 2000 die japanische Bank Nomura dadurch geschädigt, dass er die Investitionen der Japaner nicht ausreichend geschützt hatte. Jetzt droht den Tschechen eine Entschädigungszahlung von rund 40 Mrd. Kronen (1,4 Mrd. Euro), die genaue Summe wird in einer weiteren Runde der Arbitrage verhandelt werden.


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Im Jahr 2000 stellte die Tschechische Nationalbank (CNB) die bankrotte Investicni a postovni banka (IPB) unter Zwangsverwaltung und verkaufte sie anschließend für eine symbolische Krone an die Ceskoslovenska obchodni banka (CSOB).

Die japanische Nomura, zu dem Zeitpunkt ein 36-prozentiger Teilhaber der IPB, betrachtet das als diskriminierend. Der tschechische Staat, so die Argumentation der Japaner, habe nichts unternommen, um die IPB vor dem Untergang zu schützen, die Bank sei schlicht und einfach "verstaatlicht" worden.

"Wussten von Risiko"

Die tschechische Regierung verteidigt ihren Schritt von damals mit dem Argument, Nomura habe beim Kauf der IPB-Aktien vor acht Jahren genau gewusst, welches Risiko sie einginge. Denn die IPB sei schon zu diesem Zeitpunkt mit schlechten Krediten in Milliardenhöhe belastet gewesen. Das habe Nomura gewusst, genauso wie die Tatsache, dass der Staat es ablehnte, der Bank zu helfen, wie er es in anderen Fällen getan hatte. Daher habe Nomura die IPB Aktien auch zu einem niedrigeren Preis erhalten und aus der IPB profitiert, sagt die tschechische Regierung.

Bank ausgenommen

Immerhin erwarb die Nomura ihren IPB-Anteil im Jahr 1998 für "nur" drei Milliarden Kronen (100 Mio. Euro). Den Kauf der IPB-Aktien betrachte sie als reine "Portfolio-Investition," erklärte dabei der Nomura-Vertreter im IPB-Aufsichtsrat, Randall Dillard. Über den schlechten Zustand der Bank im klaren, begannen die Japaner sie auszuschlachten. Allein durch den Verkauf der Aktien der beiden Brauereien Pilsner Urquell und Radegast machte Nomura einen Gewinn von 22 Mrd. Kronen. Schuld am Bankrott der IPB sei die aggressive Politik der Nomura, sagt der tschechische Staat.

Der schlägt nun zurück. In einem weiteren Tribunal, das seit Montag in Zürich tagt, fordert die Tschechische Republik von Nomura die Summe von 110 Mrd. Kronen (3,8 Mrd. Euro). Diese Kosten, so lautet das Argument, seien dem Staat dadurch entstanden, dass er die IPB, aufgrund des schlechten Wirtschaftens der Japaner, unter Zwangsverwaltung nehmen musste.