Hohe Margen für Produktpiraten und Schmuggler. | In Wien fast jeder vierte gerauchte "Tschick" illegal. | Wien. Gleich um 40 Prozent ist in Österreich im Vorjahr die Zahl der nicht legal versteuerten Zigaretten gestiegen - heuer wird der Zuwachs womöglich noch rasanter. Denn neben dem Schmuggel aus den billigen östlichen Nachbarländern macht nun eine neue "Mafia" von Produktpiraten der Tabakindustrie Kopfzerbrechen: Gefälschte Zigaretten sind auf dem Vormarsch. "Da ist eine richtige Industrie entstanden", sagte der Geschäftsführer der zum britischen Gallaher-Konzern gehörenden ehemals staatlichen Austria Tabak (AT), Stefan Fitz, am Donnerstag in Wien.
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Der Großteil der Fälschungen komme aus der Volksrepublik China und Vietnam. Und was bisher vor allem in den Höchstpreisländern England und Frankreich ein Problem in der Größenordnung von vielen Milliarden Stück war, greift nun auch auf Österreich über: Allein im heurigen Jahr haben die heimischen Behörden drei Container mit jeweils mehreren Millionen Stück gefälschten Memphis-Zigaretten beschlagnahmt.
Hohe Preisdifferenzen Schon beim Schmuggel legal hergestellter Zigaretten aus dem Osten sind die Margen beträchtlich: Während etwa in der Ukraine ein "echtes", legal gekauftes Päckchen Marlboro nur 80 Cent kostet, berappt man in Österreich 3,70 Euro dafür. Auch in den näher gelegenen Nachbarländern wie Tschechien oder der Slowakei ist das Päckchen wegen der niedrigeren Besteuerung um fast zwei Drittel billiger als hier zu Lande. Etwa drei Viertel des offiziellen österreichischen Verkaufspreises kassiert der Staat als Tabak- und Mehrwertsteuer.
Nach Schätzungen der Tabaktrafikanten, die Umsatzverluste beklagen, entgehen dem Staat durch den Schmuggel rund 400 Millionen Euro Steuern jährlich.
Noch mehr Gift
Ein noch gravierenderes Problem sieht Fitz allerdings durch das gravierend höhere gesundheitliche Risiko: Bis zu "160 Prozent mehr Teer, 80 Prozent mehr Nikotin, 133 Prozent mehr Kohlenmonoxid und auch Anteile von Arsen" seien in den Fälschungen festgestellt worden - "wer weiß, was da noch alles drin ist"
Von den 17 Milliarden "Glimmstängeln", die jährlich in Österreich geraucht werden - die Zahl bleibt - Werbeverbote hin, Preiserhöhungen her - seit 2001 konstant - sind im Vorjahr 3,6 Milliarden nicht legal versteuert worden. Im Landesdurchschnitt ist das ein Anteil von 18 Prozent, also fast jede fünfte gerauchte Zigarette.
Besonders hoch sind laut einer im April veröffentlichten Studie die Anteile der "Illegalen" in Wien und im ebenfalls grenznahen Burgenland mit 23,4 bzw. 23,1 Prozent. In Vorarlberg ist das Problem mit 11,6 Prozent am kleinsten.
"Von Gallaher profitiert"
Nach fünf Jahren der Austria Tabak als Teil des weltweit fünftgrößten britischen Tabakkonzerns Gallaher zieht Fitz eine positive Bilanz: "Wir haben profitiert!" Das Unternehmen beschäftige trotz der Schließung zweier Standorte heute wie damals rund 1.300 Personen, investiert in Österreich aber mehr als das Doppelte der "alten" Austria Tabak. Von Wien aus werden 20 Märkte in Ost- und Südosteuropa gesteuert, die Produktion liegt um 50 Prozent über dem Wert von 2001.