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Tuareg-Rebellion in Mali erschwert Hilfe

Von Klaus Huhold

Politik

Die Kämpfe sorgen für Massenflucht, dadurch verschärft sich die Hungerkrise.


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Bamako. Die Regierungstruppen wurden einfach überrannt. Im Norden Malis haben Tuareg-Rebellen in den vergangenen Wochen Militärposten und gar einzelne Städte erobert. Laut malischen Regierungssoldaten sind die Aufständischen schwer bewaffnet und besitzen Maschinengewehre jüngsten Baujahres sowie Panzerabwehrraketen. Das Arsenal stammt aus Libyen. Viele Tuareg-Kämpfer haben dort für den gestürzten Despoten Muammar Gaddafi gekämpft. Nun sind sie nach Mali zurückgekehrt - und mit ihnen kamen die Waffen ins Land.

Die Nationale Befreiungsbewegung von Azawad fordert die Unabhängigkeit für die von den Tuareg besiedelten Gebiete. Es ist nicht der erste bewaffnete Aufstand von einzelnen Gruppen des Nomaden-Volkes in dem Sahel-Staat, Rebellionen gab es etwa auch schon in den 1990er Jahren - doch noch nie waren die Tuareg so hochgerüstet.

Mittlerweile schlägt die malische Armee zurück, verfolgt die Aufständischen mit Helikoptern und hat die von den Rebellen eroberte Stadt Tessalit angegriffen. Die Kämpfe sollen bereits hunderte Todesopfer gefordert haben. Als wäre die Hungerkatastrophe nicht schon genug, destabilisieren nun auch noch kriegerische Auseinandersetzungen die Sahel-Region.

Zehntausende Zivilisten, darunter vor allem Frauen und Kinder, sind vor der Gewalt geflohen. Die Arbeit der Hilfsorganisationen wird dadurch immens erschwert: Die Fluchtbewegungen spielen sich in einer weitläufigen Wüstenregion ab, in der nun auch noch gekämpft wird. Die oft körperlich geschwächten Flüchtlinge, die in Nord-Mali unterwegs sind, können kaum erreicht werden.

Flucht in die Nachbarländer

Mehr als 40.000 aus Mali Vertriebene sind laut dem UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR bereits in den Nachbarländern Mauretanien, Burkina Faso und Niger angekommen. Doch auch in diesen bitterarmen Staaten ist - ebenso wie in Mali - die Ernährungslage sehr angespannt. Nun müssen noch mehr Menschen versorgt werden - und Regierungen, NGOs und UN-Organisationen müssen neben Hunger- auch Flüchtlingshilfe leisten.

Frankreich, die ehemalige Kolonialmacht in Mali, hat zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen den Rebellen und der Regierung aufgerufen. Doch dieser Aufruf blieb bisher ungehört. Nicht zuletzt, weil die Aufständischen so hochgerüstet sind, könnten die Kämpfe noch lange andauern und die humanitäre Krise weiter verschärfen. Im schlimmsten Fall könnten die Auseinandersetzungen auch auf andere Staaten wie Niger, wo ebenfalls Tuareg leben, übergreifen. Doch selbst wenn der Konflikt friedlich gelöst werden kann, bleibt der Norden Malis für Helfer ein gefährliches Gebiet.

Denn die Gegend ist auch Operationsgebiet der Al-Kaida im Maghreb (AQIM) - und diese ist für ihre Entführungen berüchtigt, mit denen sie Lösegeld zu erpressen versucht.