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Leslie Jones ist ein Filmstar. Noch nicht besonders bekannt, zugegeben, aber doch: Die Frau hat eine Fangemeinde, sie kann sich als Darstellerin des neuen "Ghostbusters"-Film auch eines medialen Interesses sicher sein. Das hat sie nicht davor geschützt, dass auf Sozialen Medien übel über sie hergezogen wurde. Mehr noch als über ihre Kolleginnen, denn Leslie Jones ist nicht nur eine Frau, sie ist auch schwarz. Die Beleidigungen und Drohungen konnte Twitter nicht mehr ignorieren, nachdem Jones einige davon öffentlich gemacht hatte. Jener Mann, der sich besonders hervorgetan hatte im Beflegeln von Jones, wurde nun permanent von Twitter entfernt.
Dass eine solche Genugtuung auch nicht-prominenten Opfern von Hasspostings in naher Zukunft gewährt wird, ist unwahrscheinlich. Konzerne wie Twitter haben kein Interesse daran, ihre Ressourcen für die Überprüfung problematischer Beiträge zu verschwenden. Das zeigt Facebook, das der deutschen Regierung erst öffentlichkeitswirksam versprochen hatte, stärker gegen verhetzende Postings vorzugehen. Fast ein Jahr nach dieser Vereinbarung zeigt sich: Unternommen wird kaum etwas.
Twitter wiederum hat angekündigt, dass Nutzer nun leichter ein blaues Authentifizierungs-Hakerl (bisher VIPs vorbehalten) bekommen sollen. Ein Zeichen für mehr Transparenz? Ein Signal für eine zivilisierte Diskurskultur, bei der man sich virtuell ins unmaskierte Gesicht blicken kann? Eher nein. Für ein solches Hakerl braucht Twitter nämlich die Reisepassdaten und den Geburtstag. Und vielleicht später noch ein paar andere Daten. Das ist die Währung, die im Internet zählt. Und nicht etwa: Anstand.