Zum Hauptinhalt springen

Tunesiens Polizei fasst Belaid-Mörder

Von Michael Schmölzer

Politik

Attentat auf Oppositionellen | stürzte Land in tiefe politische Krise.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Tunis. In Tunesien sind am Montag zwei Verdächtige festgenommen worden, die den prominenten Oppositionellen Chokri Belaid ermordet haben sollen. Das Attentat hat das Land Anfang des Monats in eine tiefe politische Krise gestürzt. Die säkulare Opposition ist der Ansicht, die regierende moderat-islamische Partei Ennahda stecke hinter dem Mord, Tausende Menschen gingen auf die Straße, um gegen die Regierung zu protestieren.

Premier Hamadi Jebali wollte die Lage entschärfen und eine Regierung parteiloser Experten etablieren. Seine eigene Ennahda-Partei verhinderte das aber - man werde die Regierungsbank nicht räumen, hieß es hier. Auch die Opposition war mit der Idee nicht einverstanden, sie wollte vorher konsultiert werden.

Wütende Proteste

Bei den jetzt Festgenommenen - der Mörder und sein Komplize - handelt es sich um zwei radikale Salafisten. Sollten sich keine Verbindungen der beiden Männer zur Ennahda nachweisen lassen, könnte das die Lage in Tunesien entspannen.

Das ist zumindest die Hoffnung, die der neue tunesische Premier Ali Larayedh hegt. Der Ex-Innenminister im Kabinett Jebali ist am Freitag zum neuen Premier ernannt worden. Er gehört seit 2011 zum obersten Führungszirkel. Manche Beobachter sehen ihn als Kompromisskandidaten, von Kritikern wird er als politischer Hardliner bezeichnet.

Liberale machten umgehend Front gegen Larayedh. Einen Tag nach seiner Ernennung gingen hunderte Tunesier auf die Straße: "Das Volk will den Sturz des Regimes", skandierten sie wie schon in den Wochen zuvor. Zugleich bezeichneten sie den Parteichef der Ennahda, Rached Ghannouchi, als "Mörder". Ghannouchi gilt ebenfalls als islamistischer Hardliner. Ob die mutmaßlichen Mörder Belaids jetzt gefunden wurden, um die Demonstranten zu beschwichtigen, ist nicht klar. Abzuwarten bleibt, ob die Festnahmen den Zorn der Demonstranten besänftigen oder weiter anheizen werden.