Hagel, Dürren und Starkregen bereiten Österreichs Bauern jedes Jahr große Sorgen. Die Schäden sind hoch wie nie und die Prognosen düster.
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Nach starken Unwettern in weiten Teilen Österreichs haben sich die Wolken wieder verzogen. Was bleibt? Landwirte, die vor den übrig gebliebenen Trümmern ihrer Arbeit stehen. Laut Hagelversicherung beläuft sich der durch Sturm, Hagel und Starkregen entstandene Schaden heuer bisher auf 110 Millionen Euro. Die höchste Summe seit der Gründung der Versicherung im Jahr 1946.
Spürbare Wetterextreme
Rechnet man Frost- und Dürreschäden dazu, ergibt sich in diesem Jahr ein Gesamtschaden von bisher 215 Millionen Euro. Auch wegen der Wetterextreme wird etwa bei Getreide und Mais ein Ernteausfall von 400.000 Tonnen auf 5 Millionen Tonnen erwartet. Die heimischen Bauern spüren die Zunahme von Wetterextremen massiv. "Für Obstbaubetriebe ist der Hagel mittlerweile eine konstante Gefahr, mit der man jeden Sommer rechnet", sagt der Landwirt Adolf Schmidt aus der Oststeiermark. Aber auch Spätfrost und orkanartige Stürme machen ihm zu schaffen.
Wie Schmidt versichert der Großteil der österreichischen Bauern landwirtschaftliche Kulturen gegen Hagel, Sturm, Frost und Dürre bei der Hagelversicherung. Auch Vieh kann gegen Seuchen oder Futtermittelausfälle versichert werden. Am österreichischen Markt hat das Versicherungsunternehmen als Agrar-Komplettversicherer kaum Konkurrenz.
Über die Entwicklung eines Betriebes würden nicht mehr nur wirtschaftliches Geschick und Gesundheit entscheiden, sondern auch Wetterextreme aller Art, sagt Adolf Schmidt. "Da stellt sich mir auch die Frage, wie man damit in Zukunft umgeht und ob man den Betrieb so überhaupt an die nächste Generation weitergeben will", so Schmidt. Der Obstbauer versichert mittlerweile auch Hagelnetzkonstruktionen mit, da diese die schweren Hagelmengen oft nicht tragen können. "Alles" restlos zu versichern, sei aber auch keine Option, das käme zu teuer. Die Versicherungsprämien im Inland stiegen zwischen 2016 und 2020 von 97,9 Millionen Euro auf 176,3 Millionen Euro. Gleichzeitig nahm die versicherte Fläche in Österreich um 92.712 Hektar zu. Die Versicherungssummen erhöhten sich seit 2016 um rund 59 Prozent.
Trübe Aussichten
Um die Prämien für die Versicherten niedrig zu halten, setzt die Hagelversicherung auf mehr versicherte Flächen, auch außerhalb Österreichs. Mittlerweile ist der Versicherungsträger in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Slowenien tätig. Außerdem erhalten die Landwirte eine Förderung der Prämie von 55 Prozent durch Bund und Länder (je 27,5 Prozent).
Der am Montag veröffentlichte Bericht des Weltklimarats befasst sich unter anderem auch mit Extremwetterereignissen. Im IPCC-Report heißt es dazu, dass extreme Hitze und extreme Niederschläge in Zukunft häufiger und intensiver auftreten werden.
Die Zentralanstalt für Metrologie und Geodynamik (ZAMG) schreibt in einer Aussendung, dass sich die Verteilung der Niederschlagsmengen in Österreich in den vergangenen Sommern veränderte: "Die Zahl der Tage, an denen es wenig regnet, wurden seltener. Um zehn bis 30 Prozent häufiger wurden in den vergangenen 30 Jahren hingegen Tage mit sehr viel Niederschlag. So kommt es zur scheinbar paradoxen Tatsache, dass im Sommer sowohl die trockenen Phasen als auch die starken Regenereignisse intensiver und häufiger wurden."
Wie geht es jetzt für die betroffenen Landwirte weiter? Nach der Meldung der Schäden, kommen Sachverständige der Hagelversicherung, um diese einschätzen. "Das geht schnell und unkompliziert, meistens ist die Schadensauszahlung innerhalb eines Monats auf dem Konto und der Betrieb kann aufrechterhalten werden", sagt Adolf Schmidt. Zum Aufatmen ist es dennoch zu früh, das nächste Unwetter kommt bestimmt: Bis Mitte September rechnet der Landwirt weiterhin mit Starkregen, Sturm und Hagel.